Fernsehprogramm:TV-Tipps für WM-Verweigerer

Das unsichtbare Mädchen, Ulrich Noethen, Hofer Filmtage

Dominik Grafs Krimidrama "Das unsichtbare Mädchen" ist ebenso kompromisslos wie verstörend.

(Foto: ZDF/Julia von Vietinghoff)

Ob die deutsche Nationalmannschaft ins Achtelfinale einzieht, ist für Sie völlig irrelevant? Dann sollten Sie Alternativen zur WM-Berichterstattung im TV prüfen. Das Programm reicht vom düsteren Heimat-Krimi bis hin zum Psychothriller im Stil von "Black Swan".

Von Marion Neumann

An diesem Abend ist es soweit, das nächste Deutschlandspiel der Fußball-WM steht an. Für alle, bei denen der Gedanke an das abschließende Gruppenspiel gegen die USA kein Herzklopfen verursacht, kommt hier ein Überblick über die besten Fernseh-Alternativen zur WM-Berichterstattung des ZDF.

Für Anspruchsvolle

Auf Arte läuft an diesem Abend das packende Krimidrama "Das unsichtbare Mädchen". Darin stößt Polizist Tanner in Oberfranken, nahe der tschechischen Grenze, bei einer Mordermittlung auf Ungereimheiten, die den Fall der vor elf Jahren verschwundenen Sina betreffen. Obwohl die Leiche des Mädchens nie gefunden worden ist und es keine eindeutigen Beweise gibt, wurde der geistig behinderte Sohn des Dorfwirtes verurteilt. Ausgangspunkt für das Drehbuch von Grimme-Preisträger Dominik Graf war der Fall der 2001 verschwundenen Peggy aus Lichtenberg.

Das unsichtbare Mädchen, 20.15 Uhr, Arte.

Ein unscheinbares, schüchternes Mädchen soll auf der Bühne die Hauptrolle, eine selbstbewusste, aber psychisch labile Nymphomanin, spielen - diese Geschichte erinnert an Darren Aronofskys "Black Swan". Tatsächlich ist "Die Unsichtbare" die deutsche Antwort auf den US-Ballett-Thriller, der 2012 in den Kinos lief. Nur dass hier nicht getanzt, sondern gespielt wird. Provokante Dialoge und ambivalente Charaktere machen das Drama zu einem packenden Stück aus dem Theatermilieu, das anspruchsvolle Fernsehzuschauer und Fußball-Muffel getrost der WM-Berichterstattung vorziehen können.

Die Unsichtbare, 22.45 Uhr, Das Erste.

Wenn "Die Reise des Personalmanagers" beginnt, ist das dritte WM-Duell der deutschen Mannschaft schon seit einigen Stunden entschieden. Trotzdem lohnt es sich, auch zu später Stunde noch einzuschalten, um dieses ungewöhnliche Roadmovie zu sehen. Wie der Titel bereits verrät, handelt Eran Riklis Selbstfindungstrip von der Reise eines (namenlosen) israelischen Personalchefs, der den Sarg einer rumänischen Arbeiterin zurück in ihre Heimat begleiten soll. Daraus wird eine melancholische Odyssee, erzählt mit viel Sinn für Absurdität.

Die Reise des Personalmanagers, 23.25 Uhr, Arte.

Seichte Unterhaltung

Nach Cowboys und Indianern widmete sich Michael "Bully" Herbig der Science-Fiction. Ähnlich wie "Der Schuh des Manitu" ist "(T)raumschiff Surprise" voll von flachen Witzen und tuntigen Sprüchen. Wirklich lustig ist die aufwendige Produktion von 2004, in der Herbig als "Mr. Spuck", Christian Tramitz als "Käpt'n Kork" und Rick Kavanian als "Schrotty" zur Rettungsmission gegen die Marsianer aufbrechen, leider nicht geworden, doch wenigstens für Bully-Fans sollte die Crew der Surprise eine Alternative zum Deutschlandspiel darstellen. Schlimmer als Annemarie Eilfelds WM-Song "Er steht im Tor" im Helene-Fischer-Stil ist der von Stefan Raab gesungene Soundtrack "Space Taxi" auch nicht.

(T)raumschiff Surprise - Periode 1, 20.15 Uhr, Pro Sieben.

Wer keine Lust auf Herbigs alberne Science-Fiction-Mission hat, sich aber trotzdem fernab von Fußball berieseln lassen möchte, kann es mit der US-Komödie "Im Dutzend billiger" versuchen. Darin geht es um das turbulente Leben einer 14-köpfigen Großfamilie, deren Alltag durch einen Umzug nach Chicago komplett auf den Kopf gestellt wird.

Im Dutzend billiger, 20.15 Uhr, Kabel 1.

Für Romantiker

Fußball sorgt für Streit zwischen den Geschlechtern? Dabei gibt es doch noch weitaus gravierende Probleme zwischen Männern und Frauen. Zum Beispiel die missliche Lage des verwöhnten Arthur (Russell Brand) in New York, der entweder eine reiche Karrierefrau heiraten, oder auf das Millionenerbe seiner Mutter verzichten muss. Was die Situation zusätzlich verkompliziert, ist, dass er sich gerade in eine mittellose Stadtführerin verliebt hat. Kurzlebiger Spaß, der an das Original "Arthur - Kein Kind von Traurigkeit" von 1981 nicht ganz herankommt.

Arthur, 20.15 Uhr, Vox.

Auch Hannelore Elsner und Götz George machen es sich in der Liebeskomödie "Lüg weiter, Liebling" nicht leicht. Während George als alternder Langzeitarbeitsloser und Ökoaktivist in Elsner, die hier eine gut betuchte Witwe spielt, die rettende Geldquelle sieht, verfolgt die Dame ihre ganz eigenen Pläne. Da wohl von Anfang an klar ist, wie diese Geschichte ausgeht, ist die Beziehungskomödie zwar harmlos, doch für einen netten, fußballfreien Abend durchaus zu empfehlen.

Lüg weiter, Liebling, 20.15 Uhr, 3Sat.

Für alternatives Public Viewing

Gute Nachrichten für alle Zuschauer, die sich zwar gerne gemeinsam vor den Fernseher setzen, sich aber mehr für das Schicksal von Unfallopfern, komplizierte Operationen und Krankenhaus-Alltag begeistern als für das Spiel der deutschen Nationalmannschaft. An diesem Donnerstag lassen sich Fußballtrikots schon am frühen Abend gegen Arztkittel eintauschen.

Der Arztserien-Marathon beginnt sogar noch vor dem Anpfiff, um 17.30 Uhr mit einer Folge von Private Practice auf Sixx. Dabei muss sich Gynäkologin Addison Montgomery dieses Mal neben schwierigen Patienten auch mit ihrer drogenabhängigen Schwägerin Amelia auseinandersetzen.

Grey's Anatomy

Chefarzt, Oberärzte, Assistenzärzte: Das Team des Seattle Grace Hospital aus "Grey's Anatomy".

(Foto: Frank Ockenfels/ABC)

Im Anschluss wird es dramatisch: Nachdem die Ärzte in Emergency Room nach der Explosion eines Krankenwagens selbst zwischen Leben und Tod schweben, sorgt in Grey's Anatomy eine spektakuläre Paralleltransplantation für Aufregung.

Private Practice, Ein letztes Mal, 17.30 Uhr, Emergency Room, Leben nach dem Tod, 18.25 Uhr und Grey's Anatomy, Der Domino-Effekt, 19.20 Uhr, Sixx.

Wer nach so viel Krankenhaus-Action noch nicht genug hat, braucht zur Primetime nur kurz den Sender zu wechseln, um weiter mit Arztserien versorgt zu werden. In Doctor's Diary - Männer sind die beste Medizin erscheint eine schwangere Nonne in der Klinik, außerdem steht die Entscheidung Gretchens (Diana Amft) zwischen Dr. Kaan oder Dr. Meier an. Sehr unterhaltsam sind dabei nicht nur die absurden Krankengeschichten, sondern auch die sympathische Hauptdarstellerin, die sich ständig im Kampf um ihr Idealgewicht befindet.

Doctor's Diary - Männer sind die bessere Medizin, Nonnen sind auch nur Frauen, 20.15 und Brauche dringend Happy End, 21.15 Uhr, RTL.

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