Spielfilmtipps zum Wochenende:Paarknatsch

Spielfilmtipps zum Wochenende: Margot Robbie erinnert in dieser Szene von "I, Tonya", als sie im Spiegel sich selbst sucht, an Robert De Niro in dem Boxer-Film "Wie ein wilder Stier".

Margot Robbie erinnert in dieser Szene von "I, Tonya", als sie im Spiegel sich selbst sucht, an Robert De Niro in dem Boxer-Film "Wie ein wilder Stier".

(Foto: Frank Masi/imago images/Everett Collection)

"I, Tonya", "RoboCop", "Bravados" und "Der Rosenkrieg": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

I, Tonya

Farce, RTL 2, Sonntag, 22.15 Uhr

Menschen lieben es, jemanden bejubeln und einen anderen hassen zu können. Die Rolle der Eiskunstläuferin Tonya Harding in den 1990ern war klar. Selbst Juroren lehnten sie ab, weil sie die Eleganz einer Abrissbirne verströmte, die zu ZZ-Top-Musik lief und sprang. Aber wurde sie zu Recht verachtet? Welche Rolle spielte ihre Familie? Und war ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan, die vom Harding-Lager mit einer Eisenstange malträtiert wurde, wirklich ein Engel? Die Antworten dieses wilden Abenteuers sind nicht so eindeutig wie gedacht. Regisseur Craig Gillespie (Cruella) wählte das Genre des "Mockumentaries": die Verballhornung eines Dokumentarfilms mit verschiedenen Perspektiven. So wird I, Tonya zu einer Farce mit zweitem Boden. Hinter den Lachern tut sich ein Krater auf, der uns ein anderes Amerika zeigt als gewöhnlich.

RoboCop

Action-Satire, Arte, Sonntag, 23 Uhr

Wer hätte vor gut 35 Jahren gedacht, dass RoboCop eines Tages zur Primetime auf Arte laufen würde? Was auf viele Betrachter wirkte wie rüpelige Prolo-Action, war in Wahrheit eine messerscharfe Satire des Niederländers Paul Verhoeven auf das, was Amerika zur mächtigsten Nation der Welt gemacht hat: Gier, Skrupellosigkeit und Waffen. Man meint den Schmutz des Molochs Detroit am eigenen Körper zu spüren. Der gute Cop Murphy (mit Engelsgesicht: Peter Weller) wird von Schurken ausgelöscht, aber als RoboCop zusammengestöpselt. Was seine Schöpfer und seine Gegner nicht ahnten, ist, dass Murphys Seele stärker ist als alle Programme. Vom Erfolg ermutigt, verstieß Verhoeven mit Wonne schamlos gegen weitere Tabus (auch Basic Instinct und Starship Troopers sind unbedingt Arte-tauglich), nur an Las Vegas biss sich der Niederländer bei Showgirls die Zähne aus.

Bravados

Western, Servus TV ,Sonntag, 20.15 Uhr

Rache ist eine elementare Triebfeder in Western. Sie nimmt einen noch mehr mit, wenn ein Star auf Vendetta aus ist. In Bravados überlegt der brave Jim nicht zweimal, was mit den Banditen geschehen soll, die im Verdacht stehen, seine Frau geschändet und getötet zu haben. Dass der Selbstjustizler Gregory Peck ist - also Mr. Saubermann persönlich -, macht den Film so ungemütlich. Noch befremdlicher ist die Aura von Henry Fonda in Spiel mir das Lied vom Tod (BR, Samstag, 20.15 Uhr): Ein kurzer Marsch, begleitet von Ennio Morricones opernhafter Heavy-Metal-Musik, eine Prise Kautabak und ein Revolver genügen, um Fondas jahrzehntelang gepflegtes Image des vorbildlichen Amerikaners - Mr. Saubermann II - wegzupusten. Unvergessen die Empörung, als der Nachruf zu Fondas Tod in der Tagesschau 1982 mit dieser Szene bebildert wurde.

Der Rosenkrieg

Schwarze Komödie, ZDF Neo, Samstag, 22.25 Uhr

Das Wochenende steht im Zeichen des Paarknatschs in vielen Schattierungen. Danny De Vito hatte als Regisseur von War of the Roses (Originaltitel) einen Heidenspaß, das romantische Duo Michael Douglas/Kathleen Turner zu sprengen. Bei all dem Leid, das entfacht wird, sollte man wissen, dass eine wegen Zuschauerprotesten hinzugefügte Szene zeigte, dass die Hauskatze nicht im Kochtopf gelandet war. In Besser geht's nicht (ZDF Neo, 20.15 Uhr) macht Helen Hunt aus Megakauz Jack Nicholson ein besseres Wesen. In Die Unglaublichen (Disney, Samstag, 20.15 Uhr) versucht ein Ehepaar, trotz seiner Helden-Pflichten die Familie nicht zu vergessen. Reibungslos geht es nur zwischen Julia Roberts und Denzel Washington in dem starken Politthriller Die Akte zu (Arte, Sonntag, 10.45 Uhr) - ganz einfach, weil Washington in seiner Karriere nie sexy war, nie sein durfte.

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