Die deutschen Nachrichtensender n-tv und N 24 konnten nie eine Bedeutung erlangen wie der amerikanische News-Kanal CNN. Es sind kleine Sender, die Aufmerksamkeit bekommen, wenn in der Welt etwas Aufsehenerregendes geschieht, und dienen so hin und wieder als eine Art Gradmesser für das öffentliche Interesse.
Der vergangene Freitag war so ein Tag, der Marktanteil von n-tv war zeitweise dreimal so hoch wie der Jahresdurchschnitt des Senders. Von der Amtseinführung Donald Trumps sendeten N 24, n-tv und der öffentlich-rechtliche Kanal Phoenix für ihre Verhältnisse sehr erfolgreich bis in den späten Abend hinein live aus Washington. In der ARD besiegte währenddessen der FC Bayern München den SC Freiburg in der Bundesliga.
Man muss ARD und ZDF nicht bei jeder Großlage die Daseinsberechtigung absprechen, wenn sie nicht vier Stunden am Stück mit Nachrichten auf Sendung sind; manchmal ist es besser, nicht vor laufender Kamera ewig die selben Ungewissheiten zu wiederholen, und keiner der beiden Sender ist ein Nachrichtenkanal. Ein bisschen wundern darf man sich aber, dass die ARD am Abend nach der Amtseinführung, die nicht überraschend kam und die viele Menschen als politische Zäsur verstehen, zwischen 20.15 Uhr und 0.45 Uhr nur eine verkürzte Ausgabe der Tagesthemen in der Fußball-Halbzeit sendet und darin vor allem einen Beitrag zeigt, der sehr ähnlich schon in der Tagesschau lief. Für weitere Informationen verwies Ingo Zamperoni an einen Chat bei Facebook, was im Sinne der eigenen Relevanzsicherung ein durchaus bemerkenswertes Signal ist.
Im ZDF stand am späten Abend Claus Kleber sichtlich mitgenommen vor dem Kapitol und zitierte Abraham Lincoln. Die ARD arbeitete währenddessen ihr Ereignis des Tages auf: im Sportschau Club mit Alexander Bommes.