Spencer
Biopic, RBB, Samstag, 23.30 Uhr
Dieser Film des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín ist natürlich kein Gefängnisflucht-Film, und dennoch könnte man ihn getrost in dieses Genre einsortieren. Denn Lady Diana (Kristen Stewart) wird im englischen Königshaus wie eine verurteilte Delinquentin behandelt, die aus den royalen Mauern entkommen möchte. Die Monarchenfamilie und ihr Personal geben die Aufseher über Lady Di, deren Vergehen es ist, in die Familie eingeheiratet zu haben. Ein Film der Stille, der Erstarrung, der Sprachlosigkeit. Und doch nimmt er ein versöhnliches, hoffnungsvolles Ende – aber nur, weil er Diana das bekannte Ende erspart. Ob man sich Richard Williams, den Vater der Tennislegenden Serena und Venus, als absolutistischen Herrscher vorstellen muss? Der Regisseur Reinaldo Marcus Green nennt sein Biopic über den Ehrgeizigen jedenfalls King Richard (Sat 1, Sonntag, 20.15 Uhr).
Gangs of New York
Drama, WDR, Nacht zu Sonntag, 0.40 Uhr
Loyalität und Verrat sind die beiden Triebkräfte in New York kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Die Verrohung, die er mit sich gebracht hat, steckt den Menschen noch in den Knochen, zumal in dieser Stadt der Neuankömmlinge, die nichts haben außer ihrer Arbeitskraft und ihrem Stolz. Sie alle wollen den amerikanischen Traum verwirklichen; Martin Scorsese zeigt schonungslos, dass Gewalt, Elend, Rachsucht und Korruption der Nährboden all der Aufsteigergeschichten sind – und er zeigt diejenigen, die in diesen wilden Zeiten auf der Strecke bleiben. Es war das erste Mal, dass Leonardo DiCaprio für Scorsese spielte, inzwischen haben sie sechs gemeinsame Filme gemacht. Neben DiCaprio: Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Jim Broadbent, Liam Neeson, John C. Reilly, Barbara Bouchet, Brendan Gleeson ... fantastisch.
Joker
Drama, Pro Sieben, Sonntag, 23.50 Uhr
Jack Nicholson, Heath Ledger, schließlich Joaquin Phoenix: Die Rolle des Jokers hat einige der besten Schauspieler zu ihren besten Leistungen getrieben – was kein Selbstläufer ist. Es liegt auch daran, dass die Drehbuchautoren und die Regisseure jeweils ebenfalls auf der Spitze ihres Könnens waren und eine sehr klare Vorstellung davon hatten, was sie mit dieser Figur erzählen wollten. Dieser Phoenix-Joker unter der Regie von Todd Phillips ist trotz der grandiosen Vorgänger noch einmal besonders, weil er die Ausgeburt einer Gesellschaft ist, die sich dieses Wesen selbst erschaffen hat. Die Qualen dieses Gedemütigten so unter die Haut gehend zu spielen, ist dann wieder die Kunst des Joaquin Phoenix. Davor läuft The Batman, von 2022, Regie Matt Reeves, mit Robert Pattinson in der Titelrolle des ebenfalls geschundenen Joker-Gegenspielers (Pro Sieben, Sonntag, 20.15 Uhr).
Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
Komödie, RTL 2, Sonntag, 20.15 Uhr
Durchschnittstypen, in all ihrer Unflexibilität, Selbstgenügsamkeit und mitunter auch Lächerlichkeit, spielt kaum einer so gut wie Ben Stiller. Walter Mitty etwa arbeitet im Fotoarchiv eines Magazins, ein um die Jahrtausendwende herum zunehmend anachronistisch werdender Job. Die neue Kollegin, Kristen Wiig, die ihm gefällt, traut Mitty sich nicht anzusprechen. Nur in seiner Fantasie ist er ein Held, aber das macht die Sache nur erbärmlicher, vor allem für ihn selbst. Doch seine Stunde scheint gekommen zu sein, als es darum geht, ein – vermeintlich – verschollenes Foto zu finden. Wobei der Film auch nach dieser Wendung im Wesentlichen einer über die Vergeblichkeit bleibt. Und dazu einer über Bilder, auch jene, die das Kino erschafft; sowie die himmelschreiende, lebensentscheidende Ungerechtigkeit, dass manche Bilder gesehen werden und andere nicht.