Spielfilmtipps zum Wochenende:Die Getriebenen

Lesezeit: 2 Min.

Gibt es so etwas wie ein Ankommen? Die große Frances McDormand in Chloé Zhaos Film "Nomadland". (Foto: ZDF unc SEARCHLIGHT)

„Nomadland“, „Maleficent – Die dunkle Fee“, „Black Panther“ und „Faustrecht der Prärie“: die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Stefan Fischer

Nomadland

Drama, 3sat, Samstag, 23.05 Uhr

Ein Western? Der in unserer Gegenwart spielt? Das ist Chloé Zhaos Film (2020) nicht wirklich. Aber das Umherstreifen durch die Weite Amerikas, das Nicht-Sesshafte der Figuren, hat Nomadland gemein mit dem Western. In ihm ging es um die Eroberung und Erschließung von Land; dieser Prozess ist längst abgeschlossen. Zhao zeigt Menschen, die in diesem raumgreifenden Zivilisationsprozess ihren Platz (vermeintlich) nicht gefunden haben. Und stattdessen in Vans leben, stets unterwegs, weil das Geld für mehr nicht reicht oder sie gar nicht häuslich werden wollen. Frances McDormand spielt die Hauptfigur Fern, neben Laien, die als sie selbst auftreten. Es gehört zur großen Kunst dieser so begabten, so klugen Schauspielerin, dass dieses Nebeneinander homogen ist. Mehr als Kapitalismuskritik interessiert Zhao die Frage, was es bedeuten würde, gäbe es doch ein Ankommen.

Maleficent – Die dunkle Fee

Fantasy, Disney Channel, Samstag, 22.05 Uhr

Nun kann das arme Dornröschen, das hier Aurora heißt, nichts dafür, dass ihr Vater ein Schuft ist oder jedenfalls war, und doch ist sie die längste Zeit über die Leidtragende in dieser Geschichte. Aber die Rachsucht der dunklen Fee Maleficent, auch wenn sie zulasten der unschuldigen Aurora geht, hat natürlich Stil: Maleficent ist von ihrer großen Liebe schnöde verlassen worden, weil diesen Kerl dann doch zu sehr nach Macht, Reichtum und Status gedürstet hat, als dass er mit ihr glücklich werden wollte. Nun hat sie seine Tochter verflucht; Rettung kann der nur wahre Liebe bringen. Da hilft dem Vater all sein Geld und Einfluss nichts. Angelina Jolie spielt das Fiese dieser Figur lustvoll aus, zugleich vermag sie, Maleficent so vielschichtig anzulegen, dass deren Wandlungsprozess glaubwürdig ist und sie nicht als Geschlagene aus dieser Geschichte herausgeht.

Black Panther

Superhelden-Action, Pro Sieben, Sonntag, 22.35 Uhr

Wakanda, ein fiktives afrikanisches Land, steht technologisch und kulturell an der Spitze der Staatengemeinschaft. Die Bevölkerung lebt isoliert vom Rest der Welt und ist für diese auch nicht sichtbar. Damit schützt sie die wichtigste Ressource des Landes, ein Metall, das der Einschlag eines Meteoriten hinterlassen hat und das diesen Entwicklungsvorsprung ermöglicht. Im Zentrum des von Ryan Coogler inszenierten Superhelden-Abenteuers (2018) steht der Thronfolger T’Challa, gespielt von Chadwick Boseman, der anstelle seines ermordeten Vaters an die Staatsspitze rückt und sich Intrigen ausgesetzt sieht. Black Panther folgt weitgehend der üblichen Superhelden-Logik, und doch nimmt er einen besonderen Stellenwert ein als erster Hollywood-Blockbuster mit nahezu ausschließlich schwarzer Besetzung. Die Frage nach der Identität, sie spielt eine Rolle in diesem Film.

Faustrecht der Prärie

Western, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Nicht die Actionszenen, auch nicht die Showdown-Schießerei machen John Fords Western (1946) besonders, sondern seine Poesie. Die Ruhe, die den Bildern innewohnt, das Charisma, das die Figuren ausstrahlen: Wyatt Earp, der neue Marshal von Tombstone, gespielt von Henry Fonda; Doc Holliday, der tuberkolose- und alkoholkranke Arzt des Städtchens, gespielt von Victor Mature; Chihuahua, Bardame und Hollidays Liaison, gespielt von Linda Darnell ... Ford zeigt in vielen Einstellungen und Schnitten den Kontrast zwischen der Wildnis des Westens und dem Versuch, dort eine Zivilisation zu etablieren, und er zeigt dasselbe an und in seinen Figuren – das Ungeschlachte, Raue, Impulsive und zugleich die Sehnsucht nach Frieden, Regeln, Geborgenheit. Das Rachemotiv, das es auch hier gibt, folgt dem Wunsch, den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen.

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