Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zu Christi Himmelfahrt:Geruch der Straße

In den besten Filmen des Fernsehprogramms sind die Helden ziemlich ruppig. Damit bringen sie es recht weit - und stehen am Ende manchmal doch als Tölpel da.

Von Florian Kaindl

Der Bulle von Paris

Polizeidrama, Servus TV, Donnerstag, 22.30 Uhr

Der Drogenfahnder Mangin verströmt den Geruch der Straße. Er kommt gut klar durch seine ruppige Art, immer auf Tuchfühlung zur Unterwelt. Regisseur Maurice Pialat inszeniert das in schnörkellosen Bildern, er verlässt sich auf atmosphärische Geräusche und seinen Hauptdarsteller Gérard Depardieu. Der war 1985 noch auf dem Weg zum Gipfel seines schauspielerischen Könnens, mit zarten Gesichtszügen und bereits brachialer Leinwandpräsenz. Als Mangin ist er gewalttätig, gleichzeitig eine zarte Seele. Die Freundin eines Gangsters verdreht ihm schließlich den Kopf, Sophie Marceau spielt sie als Mischung aus verzogenem Mädchen und starker Frau. Aus den gemeinsamen Szenen spricht trotz der körperlichen Intensität eine emotionale Härte, die den sanften Bullen am Ende wie einen verliebten Tölpel dastehen lässt.

Ice Age

Animationsfilm, Kabel 1, Mittwoch, 20.15 Uhr

In den guten alten Zeiten war sogar der Klimawandel noch halbwegs zum Lachen. So wie in diesem Animationsklassiker aus dem Jahr 2002: Ein Mammut, ein Riesenfaultier und ein Säbelzahntiger machen gemeinsame Sache, um vor der drohenden Eiszeit zu fliehen. Unterwegs teilen die prähistorischen Weggefährten sich das Sorgerecht für ein Menschenkind, was bei den einen Familiengefühle und bei den anderen Fressgelüste auslöst. Das ist vor allem akustisch ein Genuss: Arne Elsholtz, lange die deutsche Stimme von Tom Hanks, als Manni, das Mammut, Otto Waalkes als Faultier Sid - und natürlich der erst kürzlich gestorbene Thomas Fritsch als Säbelzahntiger Diego. Den Raubtierpart hat er bereits als mörderischer Onkel Scar im König der Löwen (1994) perfektioniert. Wer seine kehlig-raue Stimme schon daher kennt, hat sie eh nie wieder vergessen.

Snatch - Schweine und Diamanten

Gangsterkomödie, ZDF Neo, Donnerstag, 23.50 Uhr

Über Coolness lässt sich streiten. Unstrittig ist, dass Guy Ritchie mit seinen Filmen um die Jahrtausendwende definiert hat, was es heißt, cool zu sein. Dazu gehören eine Prise Überlebenskunst, Klein- und Großganoventum, Nonsense-Dialoge sowie natürlich weitgehend sinnlose Gewalt. Ritchies Stil als Regisseur ist ähnlich lässig wie der von Quentin Tarantino, nur britischer. In Snatch bekommen die unterschiedlichsten ethnischen Milieus ihr Fett weg, speziell bei einer ausufernden Schießerei im Pub. Verbunden sind die politisch inkorrekten Episoden durch die Jagd nach einem Diamanten, den sich alle unter den Nagel reißen wollen. Brad Pitt hält als nuschelnder und schlagkräftiger Boxer die Fäden in der Hand. Er schlägt überraschende Haken, und die Guten haben das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Der letzte Mohikaner

Abenteuerdrama, Kabel 1, Nacht zu Donnerstag, 0.20 Uhr

Für die einen ist der Roman von James Fenimore Cooper aus dem Jahr 1826 Kinder- und Jugendliteratur. Für Daniel Day-Lewis bot die Verfilmung 1992 die wohl konventionellste Heldenrolle seiner Karriere: als Trapper Falkenauge, der bei Indianern aufgewachsen ist und mit ihnen in den Krieg zwischen den Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich gerät. Regisseur Michael Mann legt ein Augenmerk auf die amerikanischen Siedler, die sich vom Mutterland emanzipieren. Die Mohikaner sind treue Helfer und laut Hollywood-Logik schlicht deren Freunde. Trotzdem bleibt mehr Raum für die Lebenswelt der Native Americans als in vorherigen Adaptionen. Sehenswert ist Wes Studi als ambivalenter Weißenhasser Magua. Ein Jahr später hat er mit derselben undurchdringlichen Mimik den Apachen Geronimo gespielt.

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