Fernsehen:Spontan verliebt

Wochenende im August

Heimlichkeiten: Nadja Uhl als Katja und Carlo Ljubek als Daniel.

(Foto: ARD Degeto/Volker Roloff)

Das Erste zeigt eine Romanze mit Nadja Uhl und Carlo Lubjek, die trotz Kitsch in Heidelila in vielen Momenten süß ist.

Von Kathrin Müller-Lancé

Irgendwann antwortet Katja ihrer Neueroberung auf die Frage, wie sie die schöne Heidelandschaft jeden Tag aushalte: "Indem sich das Lila nach vier Wochen in schlichtes Graubraun verwandelt." Ein ähnliches Schicksal scheint auch das Leben der Mittvierzigerin ereilt zu haben.

Der Mann ist unterwegs auf Geschäftsreise, die volljährige Tochter steht kurz vor dem Auszug, das Bauernhaus bedarf der Instandhaltung ("falls du dich langweilst, kannst du ja das Brunnenrohr reparieren"). Dann trifft Katja eines Wochenendes auf den Weltenbummler Daniel, der auf einer Wiese vor ihrem Haus campt und auf seinem Gaskocher Tajine mit Rosenblättern zubereitet. Was folgt, ist eine Teenie-Romanze für Erwachsene - die mit all ihrem Kitsch irgendwie auch süß ist.

Wann bekommen über Vierzigjährige im deutschen Fernsehen schon mal die Chance, zu zweit auf einem Fahrrad durch die sommerliche Lüneburger Heide zu schlingern? Auf einmal sieht Norddeutschland aus wie die Provence.

Anfangs gibt sich Katja noch reserviert und spricht nur durch das Fliegengitter mit Daniel, zur Annäherung kommt es aber natürlich trotzdem. Die beiden trinken ungekühlten Weißwein auf einer Picknickdecke und gucken abwechselnd in Sonnenauf- und Sonnenuntergänge. Der erste Sex findet auf dem Teppich im Wohnzimmer statt. Das Wochenende entwickelt sich dann zu einer Art Liebesabenteuer in Katjas sonst wenig überraschendem Alltag.

Das spontane Verliebtsein nimmt man den Schauspielern Nadja Uhl und Carlo Ljubek tatsächlich ab, wenn sie albern vor dem Sofa tanzen oder immer wieder grinsende Blicke austauschen. Dass sie dabei ein bisschen zu perfekt aussehen, sie in hippiesken Leinenkleidern, er in Cordweste auf ansonsten nacktem Oberkörper, ist nun mal dem Format des Samstagabend-Liebesfilms geschuldet. Erfrischend wird es immer dann, wenn unversehens doch mal das Erwachsenenleben reinplatzt. Als Daniel im See badet, versteckt Katja seine Klamotten. Sie planschen wie anbandelnde Jugendliche im Wasser - bis auf einmal eine Schülerin aus Katjas Klasse mit ihren Eltern auftaucht. Katja ist nämlich Grundschullehrerin. Daniel arbeitet als Reisejournalist. Sein neues Projekt: zu Fuß durch Deutschland wandern. Auch Katja war mal wild früher, zusammen mit einer Freundin tourte sie als Musikduo an der Ostseeküste entlang. "Die Leute haben uns Landeier geliebt", erinnert sie sich. Von dieser Zeit ist jetzt nur noch ein Walkman übrig und eine Gitarre in der Grundschule, in der Katja unterrichtet, in einem Dorf, in dem man sich mit "Moin" begrüßt und mit dem Traktor von Hof zu Hof fährt.

So ganz glücklich wirken die beiden nicht mit ihren Lebensentwürfen. "Eigentlich geht es doch um die Frage, ob man sich aus seinem Schneckenhaus raustraut", sagt er. "Vielleicht läufst du auch einfach vor etwas davon", sagt sie.

Es kann dem Film nicht hoch genug angerechnet werden, dass er am Ende schließlich der Versuchung widersteht, diesen Konflikt allzu einfach aufzulösen. Das macht ihn ein bisschen weniger wohlfühlig und dafür realistischer. Erwachsen eben.

Ein Wochenende im August. Das Erste, Samstag, 20.15 Uhr.

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