Fernsehen:Sänger sucht Bauer

Das Erste zeigt einen Wohlfühlfilm im besten Sinne über zwei unterschiedliche Doppelgänger im Musikgeschäft. Amüsant, trotz bemühter Klischees.

Von Kathrin Hollmer

Es ist nicht leicht, Managerin eines heruntergerockten Musikers zu sein, der nur einen einzigen Hit hatte und das vor langer Zeit. Franzi will Alexander Gromberg, gespielt von Sebastian Bezzel, trotzdem für eine Comeback-Tour wiederherstellen. Als er beim Abendessen einen Sponsor gewinnen soll, ist er allerdings, nach mehreren Exzessen, nicht vorzeigbar. Im Care-Paket, das ihre Mutter aus der Provinz schickt, findet Franzi (Susanne Bormann) die Lösung: In der Lokalzeitung, in die Mamas selbstgemachte Marmelade gewickelt ist, entdeckt sie ein Foto von Bauer Sven und seinem Lieblingsmastschwein Sophie. Und dieser Bauer (ebenfalls Sebastian Bezzel) sieht Alexander Gromberg zum Verwechseln ähnlich.

So ist das also in der ARD-Komödie mit dem ziemlich peinlichen Namen Echte Bauern singen besser: Bezzel spielt sowohl den sanftmütigen Landwirt Sven, der mit seinen Eltern auf einem Hof in Brandenburg lebt, als auch den arroganten, abgehalfterten Rocker Gromberg überzeugend. Laut eigenen Angaben hat sich Bezzel für seine Sängerrolle an Billy Idol, Farin Urlaub und Campino orientiert. Gromberg ist eher eine Persiflage davon geworden, ein arrogantes Ekel, das im transparenten Slip zu seinem 20 Jahre alten Hit "Freier Fall" Orgien (wie man sie halt im Ersten zeigen will) feiert.

Echte Bauern singen besser

Agentin Franzi (Susanne Bormann) will aus Sven (Sebastian Bezzel) ein Double für ihren abgehalfterten Star machen.

(Foto: ARD Degeto/Conny Klein)

Wie Bauer Sven sich in Grombergs Welt einfindet, ist amüsant, trotz bemühter Klischees. Beim Geschäftsessen sagt Bezzel, der Sven spielt, wie er Gromberg spielt, brav seinen Text: "Hab mich nie besser gefühlt", Alkohol und Drogen waren "mal ein Thema, hab ich aber jetzt im Griff". Und immer dran denken: nicht über die Lieblingssau sprechen. Als Gromberg nach einer weiteren wilden Nacht in der Psychiatrie landet, soll Sven auch noch für ihn auftreten. Eine Gitarre und ein Schlagzeug, verstaubt im Stall, erinnern an den Traum von der eigenen Band, den Sven nie verwirklichen konnte. Das ist, wie vieles in dieser Komödie, nicht sehr subtil, und die Entwicklung, die beide durchmachen, ist abzusehen - die Wege dahin allerdings nicht.

Gesangslehrerin Sammy (Thelma Buabeng) bringt Sven mit unkonventionellen Methoden dazu, aus sich rauszugehen: Sie lässt ihn über eine gut befahrene Straße laufen und fremde Frauen ansprechen. Und Grombergs Mitpatientin Rina (Pegah Ferydoni) hilft ihm beim Ausbruch aus der geschlossenen Abteilung und dabei, seinen Lebensstil zu überdenken. Untermalt wird das Ganze von stimmigen Songs, die der Regisseur Holger Haase und der Komponist Andy Groll geschrieben haben.

Wie es sich für das Genre dieser gefälligen Musikfilme im Ersten gehört, streift auch dieser die Schattenseiten des Musikgeschäfts nur am Rande. Echte Bauern singen besser ist Wohlfühlfernsehen im besten Sinne - mit charmanten Bildern: wie von Sven, der sich von seinem Vater emanzipiert, der nie wollte, dass er Musik macht, und irgendwann, den Ansagen des Spurhalteassistenten zum Trotz, kreuz und quer mit dem Traktor über den Acker fährt.

Echte Bauern singen besser, Das Erste, Samstag, 20.15 Uhr.

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