Medienkolumne "Abspann":In der Grütze

Grand Prix Eurovision - Stefan Raab

Stefan Raab muss nicht mal selbst sprechen, um im Fernseh-Nostalgiereigen immer wieder aufzutauchen.

(Foto: Jörg Carstensen/picture-alliance / dpa/dpaweb)

Harald Schmidt, Hugo Egon Balder und Stefan Raab lassen gerade wieder die Sehnsucht nach dem Fernsehen von früher aufleben.

Von Cornelius Pollmer

In Walhalla ist mal wieder Wandertag, und die Säulenheiligen des deutschen Fernsehens erzählen der Welt, wie viel schöner das Leben früher war. Als erstes trat Harald Schmidt vor Kurzem im Sonntags-Stammtisch des BR als Dissident im Konjunktiv auf. Schmidt sagte, machte er heute einiges von dem, was er damals bei Sat 1 gemacht habe, führte ihn das aus dem Studio direkt in den Strafvollzug. Hugo Egon Balder wiederum gab dem Redaktionsnetzwerk Deutschland ein Interview, in dem der Eindruck entstand, die Unterschiede zwischen einem Leben bei Sat 1 und einem Leben im Strafvollzug seien inzwischen ohnehin marginal. Der Sender, so Balder, werde von Geschäftsführern "permanent in die Grütze gefahren".

Welche Vorstellung haben die früheren Führungsfiguren von Altersteilzeit?

Der öffentlichkeitsflüchtige Stefan Raab schließlich bleibt auch in Fragen der Nostalgie ein Phänomen, er muss nicht mal sprechen, um dennoch ständig wieder aufzutauchen. So freute sich der Spiegel dieser Tage auf ein "Comeback der Kultshow" TV Total, um noch im Vorspann das Komma-Aber wirklich jeder Meldung über Raab zu leisten: Dieser wolle produzieren, selbst moderieren werde er nicht.

Aus diesen gesammelten Notizen lässt sich vor allem etwas lernen über frühere Führungsfiguren des Fernsehens und deren Vorstellungen von Altersteilzeit. Aber es stellt sich auch die Frage, ob respektive wie viel besser das Fernsehen früher war, speziell das niedrigschwellige aus dem We-love-to-entertain-you-Headquarter bei Pro Sieben. Natürlich gibt es noch immer gutes Unterhaltungsfernsehen und auch gutes Personal, darunter manchmal sogar Senderchefs, wie zum Beispiel Daniel Rosemann bei Sat 1 und Pro Sieben einer ist.

Was die Nostalgie aber nährt, ist ohnehin etwas anderes. Es ist die noch gar nicht so blasse Erinnerung an eine Reichweite und Relevanz, die es kaum noch geben kann für einen übersichtlichen deutschen, na ja: Familiensender in einer atomisierten und volldigitalisierten und durchglobalisierten Medienwelt. Das mit der Reichweite war früher nicht gänzlich anders, aber doch mehr als nur ein bisschen. In den Zeugenstand gerufen sei an dieser Stelle bitte noch einmal Harald Schmidt, der einst wie folgt lustig log, nachdem Sat 1 mit einem Wanderabend wiederum der Wanderhure Traumquoten geholt hatte: "80 Millionen Zuschauer ... wir hatten teilweise nicht mehr genügend Deutsche, um diesen Film anzuschauen!"

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