Fernsehen:Küssen erlaubt

Bettina Böttinger
(Foto: picture alliance/dpa)

50 Jahre hat es gedauert, aber nun wird auch im WDR der "Christopher Street Day" mit einer CSD-Show gefeiert.

Von Kathrin Müller-Lancé

Wenn das Zirkuspferd Horst-Pferdinand auf Conchita Wurst trifft, dann feiert der WDR Christopher Street Day. Immerhin 50 Jahre hat er sich Zeit gelassen, um auf diese Idee zu kommen. 1969 fand der Stonewall-Aufstand der Homosexuellen in der Christopher Street in New York statt. Etwas verspätet also gibt es an diesem Sonntag zum ersten Mal eine große Show, mit allem, was zu einer öffentlich-rechtlichen Sause dazugehört: Spiel, Musik, Promis. Küsst euch!, heißt das Ganze und wird moderiert von Simon Stäblein und Bettina Böttinger (Foto). Die Moderatorin hält sich für eine gute Wahl: "Man muss ja aufpassen, dass in der Homosexuellen-Bewegung nicht nur die Männer das Sagen haben." Als Schülerin hat sich die heute 63-Jährige zum ersten Mal in eine Frau verliebt. "Ich bin sozialisiert worden in einer Zeit, in der es Homosexualität in der Öffentlichkeit nicht gab. Das war eine einzige Verklemmung." Ihr Lesbisch-Sein versteckte Böttinger nie - auch wenn das bedeutete, sich gegen die Boulevardmedien oder sogar Harald Schmidt zu wehren. Der bescherte ihr 1995 eine Art Zwangs-Coming-out mit den Worten: "Die würde kein Mann freiwillig anfassen." Böttinger reagierte souverän, stellte ihn zur Rede und sagt heute: "Seitdem ist Ruhe im Karton." Ihre Geschichte immerhin prädestiniert sie für diese erste CSD-Feier im WDR.

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