Süddeutsche Zeitung

Fernsehen:Harter Abbau bei Tele 5

Der Spartensender streicht unter seinem neuen Eigentümer, dem US-Konzern Discovery, die Hälfte aller Stellen.

Von Caspar Busse

Kai Blasberg hatte so eine Ahnung. "Ich hoffe, der Sender wird nun nicht zu einer Flipperkugel von amerikanischen Investoren", sagte er, als er den Münchner Fernsehsender Tele 5 im Sommer verließ. Vor mehr als 15 Jahren hatte er dort angeheuert, die meiste Zeit war Blasberg Chef des kleinen Senders und hatte ihn erfolgreich und profitabel gemacht, vor allem mit Spielfilmen. 2019 kam Tele 5 erst zum amerikanischen Finanzinvestor KKR, der den Kanal dann im Sommer 2020 an den amerikanischen Medienkonzern Discovery weiterreichte. Blasberg kündigte daraufhin.

Nur wenige Monate später streichen die neuen amerikanischen Investoren den Sender nun brutal zusammen. Mehr als die Hälfte der 65 Mitarbeiter sollen laut Insidern gehen. Auf Anfrage gab Discovery keinen Kommentar dazu ab. Die Stellenstreichungen sollen offenbar vor allem Abteilungen treffen, in denen durch den Anschluss an den US-Konzern schnell Synergien zu heben sind. Es soll etwa um den Werbeverkauf, die Sendeplanung oder Verwaltungsaufgaben gehen. Dabei hat Tele 5 angeblich ein erfolgreiches Jahr hinter sich, die Einschaltquoten während der Corona-Pandemie waren gut, es wurden schwarze Zahlen erwirtschaftet. Ein Insider berichtete vom besten Betriebsergebnis seit Bestehen des Senders.

Discovery mit Hauptsitz in New York ist eines der größten Medienunternehmen überhaupt und betreibt in Deutschland Nischensender wie Dmax, TLC, Eurosport und Home & Garden TV. Das Unternehmen konzentrierte sich bislang weltweit auf Dokus und Sport - und nicht auf Unterhaltung und Spielfilme, wie bisher Tele 5. Der Sender, der auf einen Marktanteil von gut einem Prozent kommt, war einer der ersten Privatsender in Deutschland und ging schon 1988 auf Sendung. Damals waren der Münchner Filmhändler Herbert Kloiber und der spätere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit jeweils 45 Prozent beteiligt. 1992 stieg Leo Kirch ein, aus Tele 5 wurde das Deutsche Sport-Fernsehen (DSF), heute Sport 1. Zehn Jahre später ließ Kloiber die Marke Tele 5 auferstehen, die große Filmbibliothek von Kloibers Tele München Gruppe (TMG) versorgte den Kleinsender mit gutem Material. TMG wurde an den US-Finanzinvestor KKR verkauft, der die Firma zum Herz der neuen Mediengruppe Leonine machte. Tele 5 wurde an Discovery weiterverkauft, für angeblich 25 Millionen Euro.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5128728
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/tyc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.