Süddeutsche Zeitung

Fernsehen:Die stille Revolution

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Eine Dokumentation erklärt die Chancen und Risiken der Blockchain - und lädt zur Diskussion über eine Technologie ein, die die Welt radikal verändern soll und die Wirtschaftswelt begeistert, weil sie Ersparnisse mit sich bringt.

Von Benedikt Frank

Im Jahr 2017 stieg der Wert der digitalen Währung Bitcoin binnen eines halben Jahres um mehr als das Fünffache. Dann stürzte er ab. Nun liegt der Kurs fast wieder auf dem Niveau vor dem Hype, viele müssen ihr zum Höhepunkt investiertes Geld verspekuliert haben. Ob Bitcoin je wieder relevant wird, ist fraglich. Die Technologie hinter der Kryptowährung, die Blockchain, aber soll die Welt revolutionieren.

Geht es nach der Dokumentation Die Blockchain-Revolution, ist der Umbruch bereits im vollen Gange, wenn auch weitgehend unsichtbar. Beginnen soll er in der Finanzbranche. In fünf bis 15 Jahren wird er vollzogen sein, prognostiziert Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance & Management. Ein radikaler Wandel mit großen Auswirkungen, über die heute vor allem Experten sprechen. Denn die Blockchain ist als abstrakte Methode, mit der sich digitale Information organisieren lässt, schwer greifbar. Die Doku besucht die Treiber hinter der Entwicklung und sammelt Beispiele für ihren Nutzen auch abseits von Finanzgeschäften, etwa die Temperaturkontrolle von Medikamententransporten. Grundsätzlich ist die Blockchain ein Archivsystem, für dessen Korrektheit kryptografische Algorithmen und deren tausendfache Überprüfung durch dezentral verteilte Computer bürgen. Das Bitcoin-Protokoll speichert, wie viele Währungseinheiten ein Nutzer besitzt und wem er sie weitergibt. Eine vertrauensbildende Technologie also, mit dem Potenzial, Instanzen zu ersetzen: Nicht nur Notare, auch Banken und weite Teile der öffentlichen Verwaltung können durch sie automatisiert werden. Spricht man heute über die Arbeitswelt der Zukunft, dienen oft Trucker als Beispiel, die autonome Lkws ihre Jobs kosten können. Sollten die Prognosen der Blockchain-Experten eintreffen, wären weit mehr Berufe betroffen. Diese Ersparnis ist der Hauptgrund für die Begeisterung der Wirtschaft. Die kaum diskutierten sozialen Folgen schneidet auch die Doku allenfalls nur an. Eine weitere Kehrseite: Wenn man immer mehr Daten erhebt, unfälschbar verbürgt und unlöschbar speichert, entstehen neue Möglichkeiten zur Überwachung. "Wie wir diese Technologie gestalten, liegt in unserer Hand", sagt Shermin Voshmgir vom Institut für Kryptoökonomie der WU Wien.

Die Doku ist daher auch als wichtige Einladung zu verstehen, sich an der Diskussion zu beteiligen.

Die Blockchain-Revolution , 3 sat, 21 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 24.01.2019
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