Fernsehen:Abgeklebt

ARD retuschiert AfD-Sticker nachträglich aus "Polizeiruf".

Von David Denk

Mit den Rostocker Polizeiruf-Ermittlern Katrin König und Alexander Bukow hat Regisseur und Drehbuchautor Eoin Moore zwei Figuren mit Ecken und Kanten geschaffen, an denen sich der Zuschauer reiben kann - erst recht wenn er im politischen Spektrum eher rechts steht. Keine große Überraschung also, dass die AfD Anstoß genommen hat an der Deko des Büros von Profilerin König, zu der im jüngsten Fall "Für Janina" erstmals ein "FCK AFD"-Aufkleber auf ihrer Pinnwand gehörte. Auch die Junge Union beschwerte sich, von "Propaganda" war die Rede und von einer "Schleichwerbung für Antifa".

Ein Sturm im Wasserglas? Leider nicht. Die Redaktion ließ den Aufkleber aus der Mediatheks-Fassung entfernen und handelte sich den Vorwurf ein, vor der AfD zu kuschen. Zur Begründung teilte der NDR mit, dass es "in Filmen mit einer frei erfundenen Handlung" üblich sei, "keine real existierenden Parteinamen zu verwenden", weswegen die allgemein gegen Rechtsradikalismus gerichteten Aufkleber bleiben durften. Im offensichtlichen Bemühen um Deeskalation fügte der Sender hinzu: "Der kleine Anti-AfD-Aufkleber tauchte nur in einigen sehr kurzen Sequenzen unbeabsichtigt im Bild-Hintergrund auf."

Das "unbeabsichtigt" unterstreicht Regisseur Moore: "Wir wissen nicht, wie der Aufkleber an die Pinnwand gekommen ist." Das lasse sich auch im Nachhinein nicht mehr rekonstruieren. Er bedauert die daraus resultierenden Schwierigkeiten für den Sender - auch weil die Frage im Raum steht, ob gegen den Rundfunkstaatsvertrag verstoßen wurde. Dazu heißt es vom NDR: "Die wenigen sehr kurzen Sequenzen, in denen unbeabsichtigt der kleine Anti-AfD-Aufkleber auftaucht, stellen unseres Erachtens keinen Verstoß gegen den Staatsvertrag dar."

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