Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Die Unbeugsamen

Viel Testosteron führt in den besten Filmen des Fernseh-Wochenendes zu einigen herben Auseinandersetzungen. Doch auch die Heldinnen haben es faustdick hinter den Ohren.

Von Florian Kaindl

Tage des Donners

Action, ZDF Neo, Samstag, 20.15 Uhr

Zum zweiten Mal nach Top Gun (1986) beschwor Tom Cruise vor genau 30 Jahren den Rausch von Gefahr und Geschwindigkeit. Sein Rennfahrer Cole Trickle ist anfangs noch grün hinter den Ohren, er wird in bester Stock-Car-Manier herumgeschubst. Nach einem Crash mit Kontrahent Rowdy kommen beide ins Krankenhaus, wo Trickle das Herz der behandelnden Ärztin (Nicole Kidman) gewinnt und sogar den Wert einer altmodischen Sache wie Freundschaft entdeckt. In Stil und Aussage ist die Story uramerikanisch, ein romantisches Relikt aus einer fast vergangenen Zeit voller Sponsorencaps und markiger Sprüche. Wie es für Cruise und Kidman danach weiterging, weiß eigentlich jeder. Nicht alle wissen aber, dass John C. Reilly, bevor er neben Will Ferrell in Ricky Bobby - König der Rennfahrer (2006) selbst auf der Strecke brillierte, einer von Cole Trickles Mechanikern war.

Kap der Angst

Psychothriller, ZDF Neo, Samstag, 22 Uhr

Martin Scorsese und Robert De Niro toben sich diesmal nicht im distinguierten Mafiamilieu aus wie in Goodfellas oder Casino, sondern im privilegierten, heilen Alltag eines Anwalts (Nick Nolte). Erst stirbt der Familienhund, dann die Geliebte und schließlich der letzte Rest Sicherheit seiner bürgerlichen Existenz. Verantwortlich dafür ist der Psychopath Cady (De Niro, muskelbepackt und in bunten Hemden), der auf Rache sinnt für eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung und sich dabei streng an die ihm auf den Leib tätowierten Bibelzitate hält. Die ikonischen Szenen des Films von 1991 haben ein Vorbild - Ein Köder für die Bestie (1962) mit Robert Mitchum und Gregory Peck - und in den Simpsons würdige Nachahmer gefunden. In deren Episode Cape Feare (1993) fällt vor allem der dramatische Showdown auf dem Hausboot lustiger aus.

Der fremde Sohn

Drama, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Was Clint Eastwood als Regisseur kann, weiß man aufgrund unzähliger Werke, nicht zuletzt seit Mystic River. Unbestechlich klar und präzise führt er da die Handlung ihrem fatalen Ende entgegen. In Der fremde Sohn (2008) steckt eine bemerkenswerte Vielfalt an bedrückenden Themen, denen Angelina Jolie als unbeugsame Mutter auf der Suche nach ihrem verschwundenen Sohn im Amerika der 1920er-Jahre ausgesetzt ist: korrupte Behörden, besonders die Polizei, persönliches Leid und die menschlichen Abgründe eines Serienkillers. Dennoch schafft sie es, sich ihre Hoffnung zu bewahren. Erfrischend direkt und schnörkellos geht Matt Damon alias Jason Bourne in Das Bourne Ultimatum zu Werke, dem dritten Teil der Reihe über den Geheimagenten mit Gedächtnisverlust (RTL 2, Nacht zu Montag, 0.35 Uhr).

The Dressmaker

Tragikomödie, Servus TV, Samstag, 20.15 Uhr

Die Waffen einer Frau, das sind für Tilly Dunnage (Kate Winslet) extravagante Roben - und Golfbälle. Indem sie die auf ausgewählte Hausdächer schlägt, kündigt sie ihre Rückkehr in das australische Wüstenkaff an, das sie als Kind verlassen musste. Sie hat mit den Einwohnern noch eine Rechnung offen. In knallbunten Farben, mit überdrehten Charakteren und unterlegt mit Westernsound, feiert Jocelyn Moorhouse zunächst die sinnliche Kraft der Kleider, die Tilly entwirft, wendet sich dann aber deren moralisch verkommenen Mitmenschen zu. Neid und Missgunst sind entsprechend stark ausgeprägt. Kate Winslet hält die Dinge als Schneiderin in der Balance, selbst dann, als sich die Ereignisse überschlagen und alles in Flammen aufgeht. Der Stoff, aus dem die Träume sind, dient dabei als Brandbeschleuniger.

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