Facebook:Warum Facebook einen eigenen Bereich für Nachrichten einführt

FILE PHOTO: Facebook CEO Mark Zuckerberg speaks at Facebook Inc's annual F8 developers conference in San Jose

Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei einer Konferenz seines Unternehmens 2018.

(Foto: REUTERS)
  • Laut Berichten des Wall Street Journal hat Facebook einigen Verlagen angeboten, in einem neuen News-Bereich Schlagzeilen und Auszüge aus Artikeln zu publizieren.
  • Das Unternehmen experimentiert seit einigen Jahren mit Journalismus, vor vier Jahren etwa gab es die Funktion "Instant Articles".
  • Es ist bislang unklar, welche Verlage das Angebot von Facebook annehmen werden und ob der Konzern damit auch nach Europa expandieren möchte.

Von Jürgen Schmieder

Die nächste Präsidentschaftswahl in den USA findet zwar erst in 15 Monaten statt, der Wahlkampf hat freilich längst begonnen. Donald Trump hat die möglichen Herausforderer Joe Biden ("Sleepy Joe"), Bernie Sanders ("Crazy Bernie") und Kamala Harris ("very nasty") bereits mit despektierlichen Spitznamen bedacht, und er beschwert sich auf Twitter mal wieder darüber, dass die Presse "noch nie so ungenau, unfair und korrupt" gewesen sei wie jetzt. Das ist gut zu wissen, um zu verstehen, warum Facebook im Herbst einen eigenen Bereich für Nachrichten einführen möchte.

Das Wall Street Journal hatte berichtet, dass der Konzern einigen Verlagen drei Jahre lang bis zu drei Millionen Dollar pro Jahr anbieten werde, in diesem neuen Bereich Schlagzeilen und Auszüge aus Artikeln zu publizieren. Das Portal ist während des US-Wahlkampfes im Jahr 2016 für die massenhafte Verbreitung gefälschter Nachrichten missbraucht worden, bereits im April hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg in einem Gespräch mit Matthias Döpfner, Chef des deutschen Medienkonzerns Springer, einen Fokus auf "hochwertige und vertrauenswürdige News" angekündigt. Nun will Facebook offenbar zum Verleger für Verlage werden.

Das Unternehmen experimentiert seit einigen Jahren mit Journalismus, vor vier Jahren etwa gab es die Funktion "Instant Articles", bei der Verlage ohne Gegenleistung komplette Artikel bei Facebook veröffentlichen konnten. In Deutschland nahmen unter anderem Bild und Spiegel Online daran teil. Die Verlage zogen sich jedoch zurück, als sie bemerkten, dass sie über die Plattform zwar Aufmerksamkeit bekamen, diese jedoch nicht vermarkten oder monetarisieren konnten. Das Projekt gilt mittlerweile als gescheitert.

Seit November vergangenen Jahres gibt es in 400 amerikanischen Städten die Funktion "Today In" mit lokalen Nachrichten für Nutzer, die der Konzern mit Stipendien und Fördergeldern unterstützt - freilich mit dem Hintergedanken, auf der Plattform journalistische Inhalte präsentieren zu können, ohne selbst Journalisten einstellen zu müssen. Das dürfte nun auch die Strategie beim neuen News-Bereich sein, der Facebook einen Vorsprung im Kampf mit anderen Silicon-Valley-Platzhirschen um die Position der zentralen Schnittstelle für Journalismus im Netz verschaffen soll.

Der Konzern soll Publikationen wie Washington Post (von Trump als "Fake News" oder wegen Eigentümer Jeff Bezos als "Amazon Washington Post" geschmäht), ABC News ("Fake ABC News"), Bloomberg oder dem Wall Street Journal ermöglichen, selbst darüber zu bestimmen, welche Artikel auf dem Portal erscheinen und wie sie dort präsentiert werden sollen - zum Beispiel als Schlagzeile mit einem Link zum Portal des jeweiligen journalistischen Portals. Das ist eine andere Strategie als zum Beispiel die von Apple, das mit seinem Abo-Service "News Plus" eine Art "Netflix für Journalismus" sein will - was viele Verlage kritisch sehen. Google bietet dagegen eine Bezahlfunktion und bewirbt diese Inhalte in seiner News-Suche.

Es ist bislang unklar, welche Verlage das Angebot von Facebook annehmen werden und ob der Konzern damit auch nach Europa expandieren möchte. Fest steht nur: Der Wahlkampf in den USA hat längst begonnen, und Facebook möchte sich nun in Stellung bringen, um keine desaströse Rolle abzugeben wie bei der vergangenen Wahl. Von Trump hat Zuckerberg bislang keinen Spitznamen bekommen. Scott Galloway, Wirtschafts-Professor an der New York University, nannte den Facebook-Gründer aufgrund seines Einflusses auf die Kommunikation von mittlerweile 2,7 Milliarden Menschen weltweit über die Plattformen Facebook, Instagram und Whatsapp: den "gefährlichsten Menschen der Welt".

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