Eva Herman meldet sich wieder einmal. Die Buchautorin, die viele Jahre lang in Diensten von ARD-Aktuell stand und Tagesschau-Nachrichten sprach, hat die Loveparade-Katastrophe von Duisburg in ihren angeblichen biblischen Ausmaßen entdeckt.
In ihrem Blog auf der Homepage des Kopp-Verlags schreibt sie dem Unglück einen möglicherweise tieferen Sinn zu: "Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen." Und weiter: "Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!"
Dieser philosophische Tiefpunkt findet sich am Ende eines Beitrags, in dem die ehemalige TV-Moderatorin die Loveparade als "Sodom und Gomorrha mit katastrophalen Folgen geißelt. Weiter schreibt sie, die Veranstaltung sei "in Wahrheit eine riesige Drogen-, Alkohol und Sexorgie, geplant, genehmigt und zum Teil finanziert von der Stadt Duisburg und NRW".
Herman erklärt in dem Blog am Tag nach dem Unglück, die Bilder der Loveparade erinnerten sie an die "Verfilmung der letzten Tage", wie sie "in der Bibel beschrieben werden". Die jungen Menschen seien "ekstatisch und wie im Sog folgen sie dem finsteren Meister der sichtbaren Verführung".
Was in Wahrheit eine organisatorische Fehlplanung war, verbunden mit dem Image-Wahn, die Ruhrmetropole durch einen solchen Massen-Event auf die Höhe von New York zu hieven, erscheint in Hermans Visionen als eine Art Warnung von oben. Das Unglück habe, so die 51-Jährige, zur Folge, dass sich die jungen Menschen künftig überlegen werden, ob sie sich noch einmal auf eine solche "Massenparty" einlassen. So weiß Herman: "Für die Zukunft wurden jedoch Weichen gestellt: Denn das amtliche Ende der 'geilsten Party der Welt', der Loveparade, dürfte mit dem gestrigen Tag besiegelt worden sein!"
Zahlreiche Reaktionen auf ihren Beitrag haben die schreibfleißige Eva Herman veranlasst, einen weiteren Beitrag in ihrem Blog zu veröffentlichen. Dort analysiert sie Ablehnung und Zustimmung bezüglich ihres Kommentars. Herman betont noch einmal ihr Beileid und erklärt: "Sollten sich dennoch vor allem Familienangehörige, Freunde und Solidargemeinschaften in ihrem Pietätsgefühl verletzt sehen, so tut mir dies aufrichtig leid." Dennoch wiederholt sie ihre Anschuldigung, die Veranstaltung sei "von Politik, Gesellschaft und Medien nahezu kritiklos schöngeredet und verharmlost" worden.
Weiter betont Herman, sie übe "wie immer übrigens, Kritik an den Urhebern des allgemeinen Sittenverfalls, wozu meines Erachtens hauptsächlich die sogenannten Achtundsechziger gehören. Sie haben Werte wie moralischen Anstand nahezu abgeschafft." Es geht also wieder um ihr Urthema, die Erosion der Gesellschaft durch die Alt-Rebellen, obwohl die sich eher an Nostalgie-Konzerten von Crosby, Stills & Nash erfreuen und alles über die Beerdigung Fritz Teufels wissen wollen, anstatt dem Techno-Rausch etwas abzugewinnen.
Dann betont Eva Herman noch, man werde auf ihrer Verlagshomepage das Thema weiter verfolgen: "Dazu suchen wir das Gespräch mit jungen Leuten. In einem Studio wollen wir Ihre Meinung hören, wollen zu einem Austausch kommen. Im Gespräch miteinander findet man die besten Chancen, unterschiedliche Positionen, die vielleicht gar nicht so unterschiedlich sind, auszutauschen."
Die Frau, die sich offenbar als Missionarin sieht, war bereits in der Vergangenheit mit umstrittenen Äußerungen aufgefallen. Sie engagiert sich seit Jahren für konservative Familienpolitik. Nachdem sie 2006 in ihrem Buch Das Eva-Prinzip - damals noch im Pendo-Verlag erschienen - den Nationalsozialismus mit heutiger Familienpolitik in Verbindung brachte, kündigte ihr der NDR ihren Vertrag mit sofortiger Wirkung, wogegen Herman klagte.
Nun muss sie sich jenseits des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Sodom und Gomorrha herumschlagen.