Mit 19 Jahren ein Idol:Lenas Märchen

Nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest wurde die 19-Jährige zum nationalen Idol. Nun nimmt sie wieder an dem Wettbewerb teil - und viele geben ihr keine Chance mehr.

Hans Hoff

Wenn es nach den Menschen mit den bösen Zungen geht, dann wird Lena am 14. Mai in Düsseldorf hinter der Bühne stehen und weinen. Weil die Siegerin vom vergangenen Jahr Letzte geworden ist beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC). Weil sie vielleicht selbst glaubt, was in manchen Zeitungen steht. Die haben geschrieben, dass die Menschen Lena nicht mehr sehen können, dass sie ihre Lieder nicht mehr hören mögen, dass sie genug haben von dieser vorlauten Göre aus Hannover.

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Lena Meyer-Landrut: Die 19-Jährige wird am 14. Mai in Düsseldorf ihren Titel verteidigen.

(Foto: dapd)

Komischerweise sieht es momentan gar nicht so aus, als wäre Lena neuerdings unbeliebt. Stattdessen gibt es immer mehr Menschen, die ihr durchaus Chancen beim ESC einräumen. Ihr Song "Taken By A Stranger" verkauft sich gut. Dass sich trotzdem viele Berichte gegen Lena richten, hat weniger mit ihr selbst zu tun als mit den Eigenarten der Medienwelt. Die wird immer unübersichtlicher, und wer sich herausheben möchte, muss immer wieder Neues bieten. Lena aber hat nichts wirklich Neues zu bieten: Sie singt wie im vergangenen Jahr, tanzt wie im vergangenen Jahr und spricht wie im vergangenen Jahr. Das Verhalten von gestern passt aber nicht in die Schlagzeilen von heute. Also sind die Journalisten, die ungern schreiben, dass alles so bleibt wie es war, genervt. Dann schreiben sie, dass keiner mehr Lena hören will.

Das ist nicht neu für Lena. Schon im vergangenen Jahr wurde ständig an ihr herumgemäkelt. Der eine stellte fest, dass Lena ein komisches Englisch singt, der andere, dass sie nicht tanzen kann, der dritte erklärte, warum sie beim ESC verlieren würde. Bekanntlich kam alles anders.

Am 29. Mai siegte Lena in Oslo und war ganz aus dem Häuschen, als sie zum Schluss der Show noch einmal "Satellite" singen musste. Lena hatte für Deutschland den ESC gewonnen. Das war der erste Sieg, seit 1982 die Sängerin Nicole mit "Ein bisschen Frieden" den Titel geholt hatte. Seitdem war Deutschland in dem Wettbewerb oft Letzter geworden. Nun aber fanden sich alle im Lena-Rausch wieder.

Das war auch deshalb so schön, weil sich die Lena-Geschichte jener Tage wie ein Märchen erzählen lässt. Das handelt von einem damals noch 18-jährigen Mädchen, das an einer Castingshow teilnimmt. Keiner kennt Lena, als sie am 2. Februar 2010 in Köln auf die Bühne tritt und den Song "My Same" singt. Der Chef der Band, die sie begleitet, hat ihr vorher geraten, lieber ein anderes Lied zu singen - eines, das mehr Menschen schon im Ohr haben. Aber Lena weigert sich: "Nö, dann scheid ich halt aus", sagt sie und beweist damit, dass sie weiß, was sie kann und was sie will. Sie setzt aus Überzeugung alles aufs Spiel - und gewinnt.

"Du hast Star-Appeal. Die Menschen werden dich lieben", urteilt direkt danach der Sänger Marius Müller-Westernhagen. Als er das sagt, sitzt daneben der Moderator Stefan Raab und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er hat Lenas Talent früh erkannt und ist fest entschlossen, sie zu Größerem zu führen. Lena überzeugt aber nicht nur durch ihren Gesang, sie trumpft vor allem mit ihrer unbekümmerten Art auf. Sie beichtet, dass sie vor lauter Aufregung beinahe eine "Kackwurst in der Hose" gehabt habe. So was darf im Fernsehen sonst keiner sagen, der danach noch ernst genommen werden will. Lena darf.

Als sie am 12. März zu "Deutschlands Star für Oslo" gekürt wird, freut sich vor allem Stefan Raab. Er tut danach alles, um ihr die besten Chancen einzuräumen. Dass dabei auch Fehler gemacht werden, wissen die Beteiligten. Spricht man Lena heute auf die Qualität der Songs aus dem Album "My Cassette Player" an, winkt sie nur genervt ab. Viel zu schnell wurde da produziert, weil man Angst hatte, dass die Deutschen ihre Lena sonst gleich wieder vergessen würden. Taten sie aber nicht, und der einflussreiche Stefan Raab warb für Lena, wo es nur ging. Und er beschützte sie: Er sorgte dafür, dass sie Zeitungen wie Bild oder Fernsehsendern wie RTL, die sie vielleicht im falschen Licht dargestellt hätten, keine privaten Fragen beantwortete. Er passte auch auf, dass sie nicht mit jedem spricht, dass sie auch mal Antworten verweigert. Wer Journalisten kennt, weiß, dass sie so etwas schlecht verkraften. Sie setzen sich dann hin und schreiben, dass kein Menschen mehr hören will, was Lena singt. Was wirklich wird, wird man aber erst am 14. Mai wissen.

Um Helden geht es in der nächsten Süddeutschen Zeitung für Kinder, die am Montag, 11. April, der Süddeutschen Zeitung beliegt.

SZ-Autoren erinnern in der 32-seitigen Beilage an Menschen, die in der Vergangenheit Außergewöhnliches getan haben, denken über die stillen, doch so wichtigen Helfer von nebenan nach, und sprechen mit aktuellen Stars wie Lena Meyer-Landrut. Überschwängliche Heldenverehrung kommt ebenso auf den Prüfstand wie die Maschinerie, die Pop-Stars bekannt macht. Vor allem aber bietet die fünfte Ausgabe der SZ für Kinder unterhaltsame und interessante Lektüre über ein für Acht- bis Zwölfjährige wichtiges Thema.

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