Dass man schon vor dem ESC so viel über den irischen Kandidaten Ryan O'Shaughnessy redet, liegt nicht an seiner Musik. Was nicht heißt, dass die schlecht wäre. "Together" ist eine klassische Liebesballade, ein bisschen Pianogeklimper, ein bisschen Akustikgitarrengezupfe und dazu die sanftmütig-leidende Stimme des jungen Iren. Nicht gerade originell, aber absolut solide. Aufmerken ließ das Video zu "Together", denn hier wird die besungene Liebe bebildert durch ein schwules Paar. Die Darsteller des Videos sind auch als Tänzer in O'Shaughnessys Bühnenshow zu sehen und das Schöne ist, dass sie vollkommen beiläufig inszeniert sind. Es kommt auch heute nicht sonderlich häufig vor, dass eine homosexuelle Liebe einem Massenpublikum präsentiert wird, ohne sie in irgendeiner Weise zu problematisieren. Bei O'Shaughnessy ist das anders, man sieht zwei verliebte Männer, nicht mehr und nicht weniger. Dass das für einige anscheinend immer noch zu viel ist, zeigt die Reaktion des chinesischen Streaming-Diensts Mango TV: Das Unternehmen, das zum chinesischen Staatssender Hunan TV gehört, schnitt bei der Übertragung des ersten ESC-Halbfinales den irischen Beitrag einfach heraus. Die European Broadcasting Union erklärte daraufhin, dieser Schritt passe nicht zu ihrer "stolzen Tradition, Vielfalt durch Musik zu feiern" - und beendete mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit Mango TV.