Medien:"Mr. Sportschau" Ernst Huberty gestorben

Medien: Sportschau-Pionier Ernst Huberty ist tot.

Sportschau-Pionier Ernst Huberty ist tot.

(Foto: Horst Ossinger/dpa)

Der langjährige Hauptmoderator der ARD-"Sportschau" starb im Alter von 96 Jahren. Er moderierte 1961 die allererste Ausgabe des Formats.

WDR-Intendant Tom Buhrow würdigte den langjährigen "Sportschau"-Moderator: "Wir nehmen traurig Abschied von Ernst Huberty. Als "Mr. Sportschau", wie ihn das Publikum liebevoll nannte, hat er als erster Moderator diese Sendung entscheidend geprägt: wohltuend unaufgeregt und mit großer Seriosität. Ernst Huberty bleibt uns allen nicht nur als Moderator der "Sportschau", sondern auch als Sportreporter-Legende ewig in Erinnerung."

Ernst Huberty moderierte am 4. Juni 1961 die allererste "Sportschau". Er kommentierte das sogenannte Jahrhundertspiel Deutschland gegen Italien beim Weltmeisterschafts-Halbfinale 1970 in Mexiko oder die legendäre Wasserschlacht von Frankfurt bei der WM 1974.

Wenn "Tagesschau"-Sprecher Karl-Heinz Köpcke (1922-1991) derjenige war, der die deutschen Nachrichten vom bellenden Kommiss-Ton der Nazizeit befreite, dann hat Ernst Huberty eben dies für die Sportberichterstattung geleistet. Ruhig und zurückgenommen war sein Kommentarstil, selbst in hochemotionalen Momenten. Seine berühmtesten Reporterworte sind bezeichnenderweise "Ausgerechnet Schnellinger". Das war 1970, als Karl-Heinz Schnellinger im WM-Halbfinale gegen Italien in der 90. Minute den Ausgleichstreffer erzielte - ausgerechnet er, der seit Jahren in Italien spielte. Huberty schrie das nicht heraus. Er sagte es einfach.

Huberty kam am 22. Februar 1927 in Trier zur Welt. Nach seiner Tätigkeit als Moderator beim Südwestfunk Baden-Baden kam er 1957 zum WDR und wurde Mitglied der Redaktion "Hier und Heute". Drei Jahre später wechselte er zur Sportredaktion und moderierte von 1961 bis 1982 die "Sportschau". 1970 übernahm er außerdem die Leitung der Sportredaktion. Später coachte er auch jüngere Kollegen wie Reinhold Beckmann und Monica Lierhaus.

Eine geradezu unglaubliche Begebenheit schilderte Oliver Welke in einer WDR-Hommage zu Hubertys Neunzigstem: "Ich hatte mal einen Coaching-Termin mit ihm, und er kam 'n kleinen Tick zu spät, was sehr ungewöhnlich ist, weil Ernst Huberty kommt immer superpünktlich. Mir fiel auf, dass es auf einmal ein bisschen nach Rauch roch in dem Zimmer. Und dann sagte er in seiner formvollendeten Art, er müsse sich entschuldigen, er würde ein bisschen nach Rauch riechen, sein Haus sei gestern abgebrannt." Zusammen mit seiner Frau Inge hatte er sich gerade noch retten können. Aber das war natürlich kein Grund für ihn, den Termin abzusagen.

Ob er Angst vor dem Tod habe, wurde Huberty 2017 in dem WDR-Film vom damaligen "Sportschau"-Chef Steffen Simon gefragt. "Eigentlich nicht", war die lakonische Antwort. Vielleicht werde er dank der modernen Medizin noch etwas länger leben. "Werden wir sehen." Um sich dann zu korrigieren: "Ich nicht. Du wirst es sehen."

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