Süddeutsche Zeitung

Emmy Awards 2014:"Breaking Bad" gelingt das Happy End

Lesezeit: 2 min

Abschiedsfeier für eine legendäre Serie: "Breaking Bad" triumphiert bei den Emmys trotz starker Konkurrenz. Von der Verleihung wird jedoch wenig in Erinnerung bleiben, die Show steckt in den Achtzigern fest.

Von Johannes Kuhn

Wie sagt die Fernsehbranche "Ich vermisse Dich?" Sie verteilt so viele Trophäen wie möglich. Im Falle von "Breaking Bad" heißt das: einen Emmy für das beste Drama, Emmys für Hauptdarsteller Bryan Cranston, seine Serien-Ehefrau Anna Gunn, Aaron "Jessie Pinkman" Paul und Autorin Moira Walley-Becket.

Nun wäre ein Happy End für den Dauersieger "Breaking Bad" nicht nötig gewesen, doch verdient sind die Auszeichnungen allemal. Und so erlebten die Zuschauer der 66. Emmy-Verleihung im Nokia Theatre von Los Angeles das Gegenprogramm zur letzten Staffel der legendären Serie: Statt ungezähmten Hass aufeinander eine unbändige nostalgische Liebe der Serienakteure zu ihrem Projekt und ihren Kolleginnen und Kollegen.

"Ich vermisse ihn, ich liebe ihn."

"Vielen Dank, dass ich diesen Typen spielen durfte", sagte Aaron Paul über sein Alter Ego Jessie Pinkman, "ich vermisse ihn, ich liebe ihn." "Ich liebe Dich so sehr", rief wiederum Cranston seinem jungen Kollegen zu, und an seine Serien-Ehefrau Gunn gewandt: "Ich liebe Dich, vor allem die Szenen im Bett." Am Ende standen sie alle gemeinsam mit Macher Vince Giligan auf der Bühne, ein letztes Mal.

Das "Breaking-Bad"-Abschiedsfestival verstellt ein bisschen den Blick darauf, wie großartig das amerikanische Fernsehen sonst noch sein kann. Neben Cranston waren für den besten Hauptdarsteller nominiert: Woody Harrelson und Matthew McConaughey ("True Detective"), Kevin Spacey ("House of Cards"), Jeff Daniels ("Newsroom") und Jon Hamm ("Mad Men"). Und in welcher fantastischen TV-Welt leben wir, dass Serien wie "House of Cards" oder "Game of Thrones" leer ausgehen können und danach niemand von Betrug der Fernsehmafia spricht?

Was wiederum eine Gegenfrage provoziert: In welcher TV-Welt leben wir, dass viele Fernsehserien besser als Hollywoodfilme sind, die Emmys aber in den Achtzigern feststecken? Dass die Verleihung zum ersten Mal seit 38 Jahren aus Termingründen an einem Montag stattfand, lässt nichts Gutes erahnen. "So wie ich das verstehe, bedeutet das, dass die Emmys bald abgesetzt werden", ätzte Moderator Seth Meyers.

Der Late-Show-Host (von denen an diesem Abend ohnehin fast alle umhersprangen) gab sein Bestes und verhinderte ein Humor-Desaster, doch um viele seiner Insider-Witze zu verstehen, mussten Zuschauer alle gefühlt 442 Fernsehserien kennen und am besten schon einmal in der Branche gearbeitet haben.

Doch natürlich gab es auch großartige Momente. Dass Julianna Margulies für ihre Auftritte in "The Good Wife" die beste Haupdarstellerin in einer Drama-Serie wurde, ist verdient. Ebenso wie der nächste Emmy für Julia Louis-Dreyfus ("Veep") - das Bild, wie Bryan Cranston die Komödiantin auf dem Weg zur Bühne schnappt und abknutscht, wird in den kommenden Stunden die sozialen Netzwerke überschwemmen.

Oder Billy Crystals Erinnerungen an seinen Freund Robin Williams, die mit fünf Worten alle anderen Nachrufe obsolet machten: "Robin Williams. What a concept."

Und wer hätte gedacht, dass "Sherlock" mit drei Emmys in der Kategorie Mini-Serie endlich die Anerkennung in den USA bekommt, die es verdient? Dass die beiden britischen Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch und Martin Freeman wegen ihrer aktuellen Projekte nicht anreisen konnten, um dies auszukosten - geschenkt.*

Für all das hätte es allerdings womöglich keine drei Stunden Sendezeit gebraucht, wobei die seltsamen vier Minuten für Weird Al Yankovic's Serienmusik-Parodien hier ausdrücklich von der Kritik ausgenommen sind.

Zudem offenbaren die Macher der Show ein altmodisches Humorverständnis, wenn sie zur Rede von Bruce Rosenblum, dem Präsidenten der ausrichtenden Television Academy, die Schauspielerin Sofia Vergara auf ein drehendes Podest steigen lassen.

Am Ende aber wird jenseits der "Breaking-Bad"-Show und der spärlichen Höhepunkte wenig in Erinnerung bleiben. Die Emmy-Award-Show steckt leider - und glücklicherweise im Gegensatz zu den prämierten Programmen - im 20. Jahrhundert fest.

*Absatz geändert, nachdem zuerst fälschlicherweise beiden Schauspielern eine provokative Abwesenheit unterstellt wurde.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2103280
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.