Süddeutsche Zeitung

"Agent Elvis" auf Netflix:Ihr Fall, Presley

Komplett sinnfrei, aber herrlich: Die Trickserie "Agent Elvis" auf Netflix.

Von Susan Vahabzadeh

Als Verschwörungserzählungen noch harmlos waren, rankten sich viele davon um Elvis Presley, und pikanterweise war der King of Hüftschwung an manchen von ihnen nicht ganz unschuldig. Am 21. Dezember 1970 beispielsweise traf er Präsident Richard Nixon im Oval Office, und er hat ihn kurz darauf tatsächlich um eine FBI-Marke gebeten, Abteilung Drogenbekämpfung. Nixon ließ ihm eine ausstellen. Wirklich. Seine Witwe Priscilla Presley schrieb später in ihren Memoiren, er habe irgendwie geglaubt, diese Marke würde ihn dazu berechtigen, Waffen auf Auslandsreisen mitzunehmen. Wie auch immer - man muss solche bizarren Details aus der echten Biografie von Elvis zu würdigen wissen, um den wüsten Mischmasch aus realen Bezügen und bekifftem Blödsinn in der Trickfilm-Serie Agent Elvis, die gerade bei Netflix erschienen ist, so richtig auszukosten.

Warum sollte Matthew McConaughey sich auch Mühe geben, wie der King zu klingen?

Die Idee ist folgende: Elvis, der ohnehin die Welt retten möchte, wenn er nicht gerade in Las Vegas auf der Bühne steht, wird von der Agentin eines supergeheimen Geheimdienstes rekrutiert, und dann wird Drogenpapst Timothy Leary befreit, der für dieselbe Agentur arbeitet. Oder Agent Elvis und seine jugendliche Vorgesetzte, die seine Musik nicht ausstehen kann, landen zu den Klängen von David Bowies "Space Oddity" in dem Filmstudio, in dem Stanley Kubrick gerade die Mondlandung inszeniert. Dass die lange vor dem realen Besuch bei Nixon stattgefunden hat - oder eben von Kubrick inszeniert wurde! - ist wurscht, denn Agent Elvis ist sowieso durch und durch bekloppt. Sinnfrei, aber herrlich. Im Original spricht Matthew McConaughey den King, und er gibt sich dabei kein Quäntchen Mühe, nach Elvis zu klingen. In diesem Paralleluniversum spricht Elvis eben wie ein texanischer Schauspieler, der den Bourbon so sehr liebt, dass er selber welchen herstellt.

Agent Elvis hebt die Manson-Bande aus, hört sich grummelig die Sticheleien seiner Chefin an, die ihn genüsslich darauf hinweist, dass so ziemlich jeder Musiker außer ihm fürs Konzert in Altamont angefragt wurde, und alle hacken permanent auf seinen schnulzigen Filmen herum. Den Vorwurf, er habe sich schwarze Kultur angeeignet, kontert er mit einem Interview, das er tatsächlich gegeben hat. Gegen Ende probiert er mit Priscilla das LSD aus, das er von Leary gekriegt hat, während Paul McCartney aus dem Fernseher steigt. Und sein böser Schimpanse ist immer dabei. Ein Detail macht das Unternehmen noch ein bisschen verrückter: Die Serie hat sich John Eddie zusammen mit - Priscilla Presley ausgedacht. Es war sicher nicht immer leicht mit dem King, aber sie nimmt's mit Humor.

Agent Elvis, zehn Episoden, bei Netflix.

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