Fernsehen:Mann vor Tapete

Fernsehen: Norbert Blüm als Late-Night-Talker: Der 81-Jährige war von 1982 bis 1998 Bundesminister für Arbeit und Soziales ("Die Rente ist sicher"). Im Jahr 2002 schied der CDU-Politiker aus dem deutschen Bundestag aus.

Norbert Blüm als Late-Night-Talker: Der 81-Jährige war von 1982 bis 1998 Bundesminister für Arbeit und Soziales ("Die Rente ist sicher"). Im Jahr 2002 schied der CDU-Politiker aus dem deutschen Bundestag aus.

(Foto: Quelle: Youtube)

Norbert Blüm möchte gern eine Late-Night-Show moderieren: "Was für ein Tag!" soll historische Ereignisse und Geburtstage kommentieren.

Von David Denk

Älterwerden ist auch nicht mehr das, was es mal war. Ein gutes Beispiel dafür ist Norbert Blüm. Der Bundesarbeitsminister a.D. ist mittlerweile 81 und seit 15 Jahren Pensionär, aber immer noch so voller Tatendrang, dass er "auf Anhieb Feuer und Flamme gewesen" sei, erzählt Holm Dressler am Telefon, als der Fernsehproduzent ihn als Moderator für seine "Datumsshow" gewinnen wollte, über die die Bild-Zeitung am Dienstag berichtete.

Der 67-Jährige nennt sich selbst einen "Lusttäter", und die Freude an der Kopfarbeit kennt auch bei Dressler keine Rentengrenze. Da haben sich also offenbar zwei gesucht und - auf Vermittlung des nicht minder rüstigen Frank Elstner, 74, den Dressler zunächst im Sinn hatte - gefunden. In den Gesichtern von Gesprächspartnern lese er mitunter Unverständnis an seinem ungebrochenen Arbeitseifer, so Dressler, "aber ich bin da relativ tapfer". "Norbert Blüm und ich müssen niemandem mehr etwas beweisen, wollen aber gern noch mal etwas Neues ausprobieren."

"In die Lücke reingrätschen"

Auf Youtube kann man besichtigen, wie Dressler sich das vorstellt: Blüm sitzt hinter einem unaufgeräumten Schreibtisch vor einer Skyline-Fototapete und fragt in gemächlichem Hessisch in die Kamera: "Was hat Deutschland bewegt? Was hat die Welt bewegt?". Täglich um Mitternacht soll "Was für ein Tag!" (Arbeitstitel) historische Ereignisse, Geburts- und Gedenktermine des gerade anbrechenden Datums rekapitulieren. Es folgen von einem Off-Sprecher kommentierte Archivaufnahmen: Nixons Rückzug nach dem Watergate-Skandal, der Mord an Martin Luther King, das Urteil gegen Beate Klarsfeld nach der Ohrfeige für Kanzler Kiesinger, der erste Auftritt der Beatles auf der Reeperbahn.

Im Internet ist ein fünfminütiger Zusammenschnitt zu sehen. Produziert wurden laut Dressler vergangenen Sommer bereits 28 viertelstündige Episoden, "pilotiert ohne Senderauftrag" und damit auf eigenes Risiko. Seit Anfang der Woche liege das Material zur Begutachtung "bei großen und kleinen Sendern". Warum er so stark in Vorleistung gegangen ist? "Um zu belegen, dass das Format auch auf Strecke spannend bleibt", antwortet Dressler.

Er könne sich auch gut vorstellen, das Konzept zu einer richtigen Late-Night-Show auszubauen, mit mehr Sendezeit, Gästen, einem (deutlich jüngeren) Sidekick und Band - fast so wie früher, in den Neunzigern, als Dressler mit Gottschalk Late Night bei RTL die erste deutsche Show eines Genres produzierte, das hierzulande immer einen schweren Stand hatte. Dass es kaum welche gibt und mit dem baldigen Ende von Circus Halligalli mit Joko & Klaas noch eine weniger, bedauert Dressler sehr. Er würde gern etwas dagegen tun, "in die Lücke reingrätschen", wie er sagt - wenn man ihn denn lässt.

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