"Ein Mann unter Verdacht" im ZDF:Er war's! War er's?

Ein Mann unter Verdacht

Mark Waschke (li.) und Aljosha Lange als Thomas und Anton Altmann.

(Foto: Marion von der Mehden/ZDF)

Thomas Altmann soll etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun haben. Irgendwann verdächtigt ihn sogar der eigene Sohn. Über einen ZDF-Krimi, der geschickt mit den Erwartungen des Publikums spielt.

TV-Kritik von Stefan Fischer

"Warum hast du das getan?", wimmert der Junge und schlägt mit den Fäusten gegen die Brust seines Vaters. Dessen Frau Anja ist verschwunden, und nun ist er, Thomas Altmann, Ein Mann unter Verdacht. Für viele ist es sehr schnell Gewissheit: Sie ist ermordet worden. Und Thomas ist der Täter. Anjas Vater ist davon überzeugt. Der Kommissar ist davon überzeugt. Nun offenbar auch noch Anton, der 15-jährige Sohn der Altmanns - das ist das Schlimmste. Es gibt zwar keine Leiche, und mit Anjas Bankkarte wurde in Spanien Geld abgehoben, als die Frau bereits vermisst worden ist. Aber keiner zweifelt an seiner Schuld.

Anders als zuletzt in Terror (ARD), wo man es angesichts des Abschusses eines von Terroristen entführten Flugzeugs mit einer klaren Rechtslage einerseits zu tun hatte und andererseits mit einem entgegengesetzten öffentlichen Rechtsempfinden, was zwar gesellschaftlich bedeutsam sein mag, aber nicht juristisch, ist hier die Frage nach Schuld und Unschuld tatsächlich knifflig. Weil es kaum Tatsachen gibt. Weil sich alles auf Fragen des Vertrauens reduziert: Vertrauen in andere, Vertrauen in den eigenen Instinkt. Das gilt für die Figuren im Film ebenso wie für die Zuschauer. Im letzten Drittel ist dieser Krimi ein Gerichtsdrama, und der Drehbuchautor Stefan Kolditz (Unsere Mütter, unsere Väter) sowie der Regisseur Thomas Stuber zwingen ihr Publikum sanft, aber bestimmt in die Schöffenrolle.

Die Verdachtsmomente gegen Thomas Altmann sind überzeugend - das ist eine Stärke dieser Geschichte. Die Polizei, der Schwiegervater, der Junge, sie verrennen sich da nicht offenkundig in etwas. Andererseits: Lavinia , Thomas' Anwältin und eine frühere (auch sexuell) enge Freundin des Ehepaars, wehrt sich nicht bloß mit formaljuristischen Winkelzügen. Es gibt gravierende Zweifel. Schon an der Tat an sich.

Gutes Drehbuch, gute Schauspieler - guter Film

Das gute Drehbuch belässt es in diesem Fall oftmals bei Andeutungen und duldet Mehrdeutigkeiten, ohne sich dabei in einer nebulösen Unentschlossenheit zu verlieren. Das ist schon mal eine gute Basis für einen gelungenen Film, wozu auch die Schauspieler in diesen gut gearbeiteten Rollen ihren Beitrag leisten. Es geht schließlich nicht nur um die Bewertung der Tatsachen und Indizien, es geht um die Glaubwürdigkeit der Figuren: Man glaubt Mark Waschke die Unschuld Altmanns, könnte sich in der Figur aber auch täuschen. Spielt Altmann einem etwas vor?

Man glaubt Peter Kurth, dass dieser Roth ein hervorragender Ermittler ist. Aber jeder macht Fehler. Man glaubt Petra Schmidt-Schaller, dass hinter der Anwältinnen-Fassade etwas ist und versucht, das zu ergründen. Man glaubt Hanns Zischler, dass der Schwiegervater weiß, was er tut. Und sucht nach seinen Motiven. Man hat so seinen Verdacht. Mehr nicht. Wie überaus klug von den Filmemachern.

Ein Mann unter Verdacht, ZDF, Montag, 20.15 Uhr.

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