"Plötzlich arm, plötzlich reich" auf Sat 1:Jetzt soll Stoiber aufklären

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Die Aufsicht von Sat 1 führt die Medienanstalt in Hamburg/Schleswig-Holstein. Die stellt in einem Brief ein paar Fragen. (Foto: ARND WIEGMANN/REUTERS)

Die Medienaufsicht des Senders Sat 1 verlangt Stellungnahme vom früheren bayerischen Ministerpräsidenten, der den Privatsender berät.

Nach Kritik an einer Episode des inzwischen abgesetzten Sat 1-Reality-Formats Plötzlich arm, plötzlich reich hat sich der Medienrat der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein mit einem Brief an den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber gewandt und um Aufklärung und Stellungnahme gebeten. Stoiber ist Vorsitzender des Beirats der ProSiebenSat.1 Media SE. Der 2011 gegründete Beirat berät die Privatsendergruppe nach eigenen Angaben in gesellschafts- und medienpolitischen sowie ethischen Fragen.

Bis Donnerstag waren bei der Medienanstalt zwölf Beschwerden über die Episode eingegangen - die allerdings gar nicht gesendet wurde, weil es schon vorher zum Eklat kam. Die für die bundesweite Programmaufsicht von Sat 1 zuständige Medienanstalt habe für eine Aufsicht über TV-Produktionsbedingungen keine Rechtsgrundlage, hieß es weiter.

Als Fragen seien aufgeworfen worden, wie der Stand der internen Aufarbeitung der bereits eingestandenen Fehler und deren Ursachen sei, teilte die Medienanstalt am Donnerstag in Norderstedt mit. Zudem wolle man mit dem Brief in Erfahrung bringen, wie Sat 1 bei den weiteren Scripted-Reality-Formaten im Programm sicherstelle, dass die erforderlichen Sorgfalts- und Fürsorgepflichten senderintern und auch durch beauftragte Produktionsfirmen effektiv wahrgenommen werden würden, um eine Kindeswohlgefährdung auszuschließen, hieß es weiter.

In der Episode, die den Anstoß für die Kritik gab, hätte Matthias Distel - bekannt als Schlagersänger Ikke Hüftgold - mit einer Mutter und deren Kindern Wohnung und Alltag tauschen sollen. Distel brach jedoch die Dreharbeiten ab und warf dem Sender vor, das Wohl der beiden Kinder, die schwer traumatisiert seien und sich in psychologischer Behandlung befänden, mit Füßen zu treten. Dies geschehe, um "aufgrund von möglichst hohen Quoten und einer menschenverachtenden Herangehensweise die Sensationsgier der breiten Masse" zu befriedigen. Die Produktion habe über die Behandlung der Kinder Bescheid gewusst. Inzwischen hat Sat 1 die Sendung Plötzlich arm, plötzlich reich beendet und sich bei den Betroffenen entschuldigt. Das Reality-Format läuft seit 2018.

Die Medienanstalt interessiere außerdem, ob es senderintern eine Meldestelle für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gebe, um auf die auf die Gefährdung von Schutzbedürftigen bei Dreharbeiten aufmerksam zu machen, hieß es weiter.

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