"Durch die Nacht" mit Terry Gilliam und John Landis:Unbeugsame Unglücksraben

Der eine war bei Monty Python, der andere schuf die "Blues Brothers". Die Arte-Dokumentation "Durch die Nacht mit ..." lässt die Regisseure Terry Gilliam und John Landis aus ihrem Leben erzählen. Zwischen all den Anekdoten wird spürbar: Beide sind Versehrte und Geschlagene des Showbiz.

Tobias Kniebe

Terry Gilliam ist der Mann, der bei Monty Python war und dann Brazil gemacht hat. John Landis ist der Schöpfer der Blues Brothers. So werden sie vorgestellt, diese beiden älteren Herren, umstandslos und direkt. Und genauso klar scheint die Idee der Sendung: Britischer Absurdistenwitz trifft auf jüdischen Deadpan-Humor, und auch die Stadt London soll sich von ihrer komischen und bizarren Seite zeigen. Ein Veteran's Day der Kultfilmer also - auch wenn sich beide Protagonisten dagegen wehren würden, mit diesem schwer vergilbten Etikett beklebt zu werden.

Durch die Nacht mit Terry Gilliam und John Landis

Allein John Landis' (links) Anekdoten über Billy Wilder und ein Nahtoderlebnis mit Michael Jackson sind das Gebührengeld wert.

(Foto: ZDF / Arte / avanti media)

Wie immer bei diesen Durch die Nacht mit ...-Sendungen zeigt sich dann, dass man das gemischte Doppel zwar an alle möglichen Orte karren kann - hier zum Beispiel zum Highgate Friedhof mit dem Karl-Marx-Grabstein oder ins nächtliche, eigens geöffnete Tate Modern Museum -, dass es darauf aber nicht ankommt.

Denn letztlich geht es um die Anekdoten, die den Gefilmten gerade einfallen, und dann um die Frage, wie spannend sie diese erzählen können. Besonders Landis hat darin einige Übung: Seine zwei Billy-Wilder-Stories allein sind das Gebührengeld wert, und dann sein zauberhaftes Nahtoderlebnis mit Michael Jackson - richtig, denkt man da, der Mann hat ja auch das epochale Thriller-Video gedreht.

Untergründig wird spürbar, was ein unkommentiertes Dokuformat wie dieses dann doch nicht zeigen kann (oder will): Dass die beiden nämlich auch Versehrte und Geschlagene des Showbiz sind, die sich heldenhaft weigern, bitter zu werden. Gilliam gilt nach seinem katastrophal abgebrochenen Don-Quijote-Dreh mit Johnny Depp als echter Unglücksrabe - und beim letzten Film starb ihm Heath Ledger unter den Händen weg.

An Landis wiederum klebte längere Zeit das Stigma, bei einer Twilight-Zone-Episode den Tod seines Hauptdarstellers und zweier Kinder mitverschuldet zu haben - obwohl er später von allen Vorwürfen freigesprochen wurde. Jedenfalls hat er seit einem Vierteljahrhundert keinen Hit mehr.

Wenn Gilliam also erzählt, wie er sich mit seinen 71 Jahren noch eine Website gebaut hat und nun Kurzfilme für 1,99 Pfund zum Download anbietet, klingt das ein bisschen traurig, aber auch wunderbar unlarmoyant: Die wahrhaft Kreativen müssen eben kämpfen, bis sie - nun ja, sterben.

Landis wiederum berichtet von seinem Sohn Max, Mitte zwanzig, der als Autor gerade den sagenhaft profitablen Überraschungshit Chronicle geschrieben hat. Könnte er jetzt nicht ein Script für Daddy verfassen? "Ich kann ihn mir nicht mehr leisten", sagt Landis. Dann starren sie beide auf die nächtliche Themse.

Durch die Nacht mit Terry Gilliam und John Landis - Arte, Samstag, 23.30 Uhr.

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