Süddeutsche Zeitung

RTL-Dschungelcamp 2018:Tag fünf im Dschungel: "Dein Gesicht ist ziemlich weit unten"

RTL bemüht sich um Erfüllung der Brüstequote, dabei fallen Sätze aus dem Schwarzbuch des Machismo. Natascha Ochsenknecht sorgt sich ums Image.

TV-Kritik von Johanna Bruckner

Thema des Tages: Zumutungen. Was unerträglich ist, mag für den Rest des Jahres Ansichtssache sein. Für die Dauer des Dschungelcamps aber sind sich alle einig: Diese Show geht gar nicht. Die einen gucken sie gerade deswegen. Die anderen kriegen schon beim Blick ins Fernsehprogramm die Krise. Und die Dritten erst, wenn sie im Camp im australischen Murwillumbah sind. Ist ja erst die zwölfte Staffel! Konnte ja keiner ahnen, was da auf einen zukommt. So beschweren sich die Kandidaten wahlweise über Spritzer neben der Toilette (Überraschung, WG-Leben), Urin als Getränk in der Dschungelprüfung oder Krokodilfüße im Proviantkorb (Überraschung, RTL). "Dafür haben die heute Pisse getrunken?", fragt Ex-Fußballer Ansgar Brinkmann. Die sind Natascha Ochsenknecht und Matthias Mangiapane, die die Kroko-Beinchen in der Dschungelprüfung erkämpft haben.

Die Stimmung ist endgültig im Keller, als die vier Raucher im Camp für begangene Regelverstöße auf Entzug gesetzt werden. Sänger Daniele Negroni droht, aus dem Projekt auszusteigen. Ansgar spricht von "Körperverletzung". Und das Publikum? Kann ihm an Tag fünf nur zustimmen. Es tut wirklich weh.

Tragende Rollen: die Lustmolche, eine Gruppenperformance von Ansgar Brinkmann, David Friedrich, Daniele Negroni und Sydney Youngblood. In Nebenrollen: die Dekolletés von Tatjana Gsell, Giuliana Farfalla und Kattia Vides.

Der Sender habe eine Brüste-Quote zu erfüllen, witzeln Sonja Zietlow und Daniel Hartwich. Man wünschte, es wäre wirklich ein Scherz. Doch im nächsten Einspieler folgen Nahaufnahmen leichtbekleideter Camp-Bewohnerinnen, dazu fallen Sätze aus dem Schwarzbuch des Machismo: "Was für'n Body, wie sollen wir uns da noch auf irgendwas konzentrieren?" / "Sind ja auch was Schönes, Brüste." / "Meine Frau hat 95E." Und als Giuliana sagt: "Ich mag es eher, wenn der Mann mir ins Gesicht schaut", antwortet Daniele Negroni: "Dein Gesicht ist ziemlich weit unten."

Sexismus-Debatte? RTL ist aufgeschlossen: Hauptsache was mit Titten.

Worüber wurde am Lagerfeuer gesprochen? Handyhüllenshopbesitzerin Jenny Frankhauser, 25, gesteht, dass sie Ansgar Brinkmann, 48, ganz süß findet. Schauspielerin Sandra Steffl umreißt ihr eigenes Beuteschema wie folgt: "Du könntest mein Sohn sein - ach, macht nix." Es folgt ein Gespräch über die Qualitäten, die der Traummann mitbringen sollte. Jenny sagt: "Ich find' das so sexy, wenn ein Mann kochen kann." Sandra ergänzt: "Und spülen muss er können."

Apropos Putzschwamm. Den könnten die männlichen Mitcamper häufiger mal in die Hand nehmen, finden Sandra und Jenny. Sie beschließen, Haushaltskunde zum Pflichtfach im Dschungel zu machen. Jenny: "Danach sind es richtige Gentlemen - oder Weicheier."

Und die Dschungelprüfung? Tut auch nichts fürs Niveau. Es steht mal wieder eine Ekel-Essprüfung an, auf dem Speiseplan stehen Schweine-Anus, Entenfüße und pürierte Hoden. "Brechen ist erst erlaubt, wenn ihr auf dem Rückweg ins Camp seid", warnt Moderatorin Zietlow. Ergebnis: sechs von zwölf Sternen für Matthias Mangiapane und Natascha Ochsenknecht. Die Bilder von Kandidaten, die sich nach der Prüfung ins Gebüsch übergeben, lässt RTL ausnahmsweise weg.

Tier des Tages: die Schlange, die ihren Job in der Dschungelprüfung im Gegensatz zum Krokodil gestern tadellos erledigt. Dampfplauderer Matthias Mangiapane, der sie um den Hals tragen muss, sagt plötzlich nichts mehr außer: "Macht sie weg." Man ist geneigt, der Schlange dafür eine weitere Kategorie zu widmen: Mitarbeiterin des Tages.

Satz für die TV-Annalen: "Ich kann mich zweimal drehen und weiß nimmer, wo isch bin." (Jenny Frankhauser über ihren Orientierungssinn)

Moral der Geschichte? Natascha Ochsenknecht sorgt sich vor der Dschungelprüfung, wie ihr Verlag ihr Kinderbuch vermarkten soll, wenn sie im Fernsehen Tiergenitalien isst. Liebe Natascha, mach' dir keinen Kopf, der ICE Image hat den Bahnhof längst in Richtung "Am Arsch" verlassen.

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