Süddeutsche Zeitung

Dschungelcamp 2017: Tag zwölf:Liebe Mutti, bitte nicht schämen

Hanka Rackwitz beißt sich durch die Ekelprüfung. "Honey" sucht Freunde und findet seinen Endgegner: den Zuschauer.

TV-Kritik von Johanna Bruckner

Streitthema des Tages: Frauen und Männer. "Jetzt zeigen alle ihre wahre Fresse, ihre hässliche Fresse", sagt Kader Loth an Tag zwölf. Sie meint natürlich nicht den körperlichen Verfall ihrer Mitcamper, sondern deren innere Fäulnis. Genau genommen: die der Männer auf Nikotinentzug. Aus Männern werden Memmen, aus Gentlemen werden Monster. "Ich würde am liebsten einen Hammer nehmen, eine Kettensäge - und die zerlegen", sagt Kader. Kollegin Hanka Rackwitz beschwichtigt: "Männer sind wie Kinder, die testen immer aus, wie weit sie gehen könne." Auch Thomas Häßler ist plötzlich gesprächig, es strömt regelrecht aus ihm heraus - das Gift, die bösen Worten und, nun ja, mehr: "Wenn wir heute keine mehr kriegen, dann scheiß' ich denen vor die Kamera."

Tragende Rolle: die Verblendete, in einer unfreiwillig anrührenden Performance von Gina-Lisa Lohfink. Die wurde am Vortag von den Zuschauern abgewählt und ist nach eigener Aussage enttäuscht, aber auch froh: Sie freue sich auf Nicole (wurde von RTL dafür bezahlt, Gina-Lisa im Camp Gesellschaft zu leisten) und ihren Manager (wird von Gina-Lisa dafür bezahlt, Gina-Lisa Gesellschaft zu leisten). Zum Abschied macht sie Camp-Buhmann "Honey" zum Teamchef. Ein Gedächtnisprotokoll der Dinge, die danach passieren.

"Honey" sagt: "Gina, ich freu' mich auf 'ne Freundschaft in Frankfurt. Und deine Freunde sind auch meine Freunde."

Gina-Lisas Freund Florian Wess sagt: "Ich möchte nicht mit 'Honey' befreundet sein."

Gina-Lisa sagt: "Jetzt geht's erst mal ins Versace-Hotel, meine Lieblingsmarke."

Gina-Lisas Manager sagt: "Der Typ ist ein absoluter Verlierer. Der hat deinen Namen benutzt, der hat dich benutzt, damit er in der Kamera gezeigt wird. Leider bist du auf den reingefallen."

Gina-Lisa sagt: "Du siehst so gut aus, mein Schatzi."

Worüber wurde am Lagerfeuer gesprochen? Über berufliche Fehlurteile. Jens Büchner (früher Finanzwirt, heute Sänger von "Pleite, aber sexy") erzählt Thomas Häßler (früher Fußballer, heute Ex-Fußballer), dass ihm vor einigen Jahren drei Ärzte unabhängig voneinander Lungenkrebs bescheinigt hätten. "Ich hab' mich voll aufgegeben, über 7000 Euro versoffen in drei Monaten." Ende Januar 2014 habe ihn dann eine vierte Ärztin erlöst: "Ich bräuchte fünf Dschungelcamps, um das alles zu erzählen, was ich erlebt hab'." Der Zuschauer ist berührt, Zuhörer "Icke" auch: "Da geh' ich ja heut mit Gedanken ins Bett."

Um noch zwei weitere hinzuzufügen: Jens Büchner hat sich auch damals von einer Kamera begleiten lassen. Und am Samstag ist Finale.

Satz für die TV-Annalen: "Regeln sind für mich ein Angebot." (Hanka Rackwitz, die beim Einzug angab, unter diversen Zwangsstörungen zu leiden.)

Und die Dschungelprüfung? Lässt sich mit einem Stern und zwei Sätzen zusammenfassen:

Marc Terenzi: "Alles was penis, vagina, asshole."

Hanka Rackwitz: "Und liebe Mutti, bitte schäme dich nicht wegen dem Puploch vom Strauß und so, Pimmel - hab's ja alles wieder ausgebrochen."

Moral der Geschichte (I): Am Ende teilt sich die Welt nicht in Frauen und Männer. Sondern in Gewinner und Verlierer. Gewinner an Tag zwölf: Florian, der im Zuge der traditionellen Briefe-aus-der-Heimat-Lesung ankündigt, künftig ein guter großer Bruder zu sein. Verlierer an Tag zwölf: "Honey", der ankündigt, nach dem Dschungel einfach mal spontan bei seinem achtjährigen Sohn vorbeizuschauen.

Moral der Geschichte (II, vormals "Wer muss das Camp verlassen?"):"Honey".

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