Süddeutsche Zeitung

Dschungelcamp 2017: Tag elf:Tarantino sollte diese Folge nie sehen

"Honey" sagt Sätze, die beim Zuschauer niederste Aggressionen wecken. Gina-Lisa muss das Camp verlassen.

TV-Kritik von Johanna Bruckner

Thema des Tages: große Erwartungen. Kann "Honey" seinen Ruf retten? Und RTL sein Markenversprechen halten: gute Unterhaltung durch konsequente Niveaulosigkeit? Die Antwort lautet in beiden Fällen: nein. Anstatt den tobenden Zuschauermob zu befrieden - den ein Mann mit einschlägiger Reality-TV-Erfahrung antizipieren könnte - gibt Alexander Keen weiter den Camp-Assi. Wobei sich das bei einem Akademiker (zwei Bachelor-Abschlüsse) so anhört: "Das ist diese Sender- und Empfängergeschichte." Oder auch: "Zwischenmenschliche Kommunikation ist echt komplex."

Zur Erinnerung: "Honey" hatte in der gestrigen Team-Dschungelprüfung abgeklemmt und danach "dreckig gegrinst" (O-Ton Gina-Lisa Lohfink). Auch im Nachhinein ist sich "Honey" keiner Schuld bewusst - im Gegenteil, er fühlt sich zu Unrecht angegangen: "Grundsätzlich bin ich nicht nachtragend, aber ich hab' trotzdem ein gutes Gedächtnis."

So etwas kann nur ein echtes Ekel sagen. Oder jemand, der von RTL für genau diese Rolle besetzt wurde. Skandalöser ist an Tag elf ein Werbespot mitten in der Sendung: Nicole Mieth kehrt nach ihrem Rauswurf bei einer Fast-Food-Kette ein und sagt sehr oft "geil" und "oh, ist das gut". Diese Schleichwerbung ist so unauffällig wie ein Fünfjähriger, der mit dreckigen Gummistiefel durchs Haus läuft.

Tragende Rolle: der Unsympath (siehe oben). Wobei "Honey" nicht nur mimisch alles für die Rolle gibt. Fast jeder seiner Sätze soll beim Zuschauer niederste Aggressionen wecken - drei Beispiele.

"Ihr könnt davon ausgehen, dass die Prüfung der absolute Hammer wird." ("Honey" vor der Prüfung)

"Ich dachte, wir machen mal Pause." ("Honey" während der Prüfung)

Honey: "Wir haben heute Deutschland echt unterhalten." ("Honey" nach der Prüfung)

Und die Dschungelprüfung? Wird von "Honey" und Marc Terenzi bestritten. Beinhaltet einen heißen Draht, ein Kängurukostüm und grüne Ameisen. Ist im Ergebnis weder der Hammer (fünf Sterne) noch unterhaltsam (null Sterne). Und Quentin Tarantino sollte die Bilder von Honey im Bunny-Kostüm (wir erinnern uns: "Pulp Fiction") besser auch nie sehen, um einer ernsten Schaffenskrise vorzubeugen.

Worüber wurde am Lagerfeuer gesprochen? Blablabla. Gina-Lisa: "Ich bekomm' Gänsehaut." Blablabla. Gina-Lisa: "Boah, hab' ich Gänsehaut."

Satz für die TV-Annalen: "Dann sollen sie sich doch ein zweites Po-Loch freuen." (Könnte von Mario Barth stammen, ist aber tatsächlich von Thomas Häßler. Falls Sie an diesem Punkt der Sendung schon umgeschaltet haben zu Hafen im Nebel Der Ex-Fußballer ist irritiert, weil es im Dschungel für Regelverstöße keine gelbe Karte, sondern direkt Tabakentzug gibt.)

Wer muss das Camp verlassen? Gina-Lisa Lohfink. Um Hanka Rackwitz zu zitieren: "Waaas!?"

Moral der Geschichte? Als Kader Loth von den Moderatoren gefragt wird, ob sie ihr Make-up vermisse (konfisziert), sagt sie: "Ach ja, es gibt Schlimmeres auf der Welt." An dieser Stelle eine persönliche Bemerkung an die Adresse der bislang besten Unterhalterin im Dschungel: Nein, Kader, manchmal gibt es absolut nichts Schlimmeres auf der Welt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3346724
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/mati
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.