"Teilen Sie die Auffassung, dass Sie den Landtag in diesem Zusammenhang bewusst getäuscht haben?", fragt das Blatt und impliziert, dass es offenbar glaubt, Wulff habe gelogen. Desweiteren möchten die Frager wissen, wie Wulff das Geld von Geerkens erhalten habe - und nennen Varianten, die für Manchen nach Schwarzgeld und Geldkoffern klingen: "Per Überweisung aus Deutschland, der Schweiz, der USA - oder bar? Oder auf welche andere Weise?"
Unangenehme Fragen aus der Heimat: Olaf Glaeseker, damals Sprecher von Christian Wulff, beim Besuch des Bundespräsidenten in Kuwait City
(Foto: dapd)Bild spricht auch den Darlehensvertrag mit der BW-Bank an, der das Darlehen von Edith Geerkens ablöste. Man wolle wissen, warum die Sache wenige Wochen nach der parlamentarischen Anfrage der Grünen erfolgt sei - obwohl der Darlehensvertrag noch bis November 2013 gelaufen sei. Und in welcher Form das Darlehen zurückgezahlt worden sei.
Die sechste und letzte Frage geht noch weiter in die Vergangenheit zurück: "Gab es vor dem Jahr 2000 geschäftliche Beziehungen zwischen Ihnen, dem CDU-Kreisverband Osnabrück, dem CDU-Landesverband Niedersachsen bzw. dem Land Niedersachsen und Herrn Egon Geerkens oder irgendeiner Firma, an der Herr Geerkens und/oder Frau Geerkens als Gesellschafter beteiligt waren?"
Das Boulevardblatt flankiert seine journalistische Neugier mit dem Hinweis auf einen Beschluss des Bundesgerichtshofs: Nach langem juristischen Tauziehen hatte das Nachrichtenmagazin Spiegel am 17. August 2011 erreicht, Einsicht beim Grundbuchamt Großburgwedel nehmen zu dürfen. Das Magazin vermutete, Bettina und Christian Wulff hätten ihr Eigenheim von einem befreundeten Unternehmer gekauft, doch der Verdacht war unbegründet.
Durch das juristische Gefecht um die Grundbucheinsicht (mehr dazu hier) war Bild auf die Causa aufmerksam geworden - und fand alsbald heraus, dass die Frau des Unternehmers Egon Geerkens den Wulffs eine halbe Million Euro geliehen hatte, um dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsident den Hauskauf zu ermöglichen.
Die Fragen, die das Blatt daraus ableitete und an Wulff übermittelte, sind mitunter konfrontativ gestellt, aber berechtigt. Wulff aber empfand sie offenbar als unzumutbare Frechheit von einer Zeitung, die ihn früher hätschelte - und die er gerne an sich heran ließ (mehr dazu hier).
Zusätzlich fühlte sich das Staatsoberhaupt wohl dadurch brüskiert, dass ihn die delikate Sache während einer Reise in den Orient erreichte. Darauf deutet auch die von seinem Drohanruf bei Diekmann überlieferte Formulierung hin, man könne darüber nach der Rückkehr von seiner Dienstreise sprechen, wenn Bild "Krieg führen" wolle.
Vielleicht war der verhängnisvolle Anruf des Wutbürgers Wulff eine Kurzschlusshandlung, ein Indiz dafür gibt es: Denn sein Sprecher Olaf Glaeseker übermittelte Bild die Antworten auf die unangenehmen Fragen. Doch kurz vor Redaktionsschluss, Wulff und sein Tross befanden sich inzwischen in Kuwait, musste Bild die Zitate streichen. Die Antworten Wulffs seien zurückgezogen worden.
Danach wählte der Präsident die Nummer von Kai Diekmann und legte los.