Süddeutsche Zeitung

Journalismus in den USA:Ein neuer Tiefpunkt der Angriffe

Die "New York Times" beschreibt, wie die US-Regierung einige Journalisten nach kritischer Berichterstattung gezielt bloßstellt.

Von Laura Hertreiter

Alt ist: Der US-Präsident führt einen offenen Feldzug gegen kritische Journalisten, immer wieder bezeichnet er sie als "Feinde des Volkes". Neu ist: dass Donald Trumps Feldzug offenbar das nächste Level erreicht hat. Wie die New York Times unter Berufung auf vier Eingeweihte berichtet, läuft eine Kampagne konservativer Kreise, die es gezielt auf den Ruf einzelner Reporter abgesehen haben soll.

Demnach versucht Trumps Entourage, im Internet Vertreter der Medienhäuser bloßzustellen, die dem Präsidenten und seinem Umfeld ihrer Ansicht nach "feindlich gesinnt" sind, vor allem CNN, die Washington Post und die New York Times selbst. Das Vorgehen, so heißt es, ähnelt dabei dem aggressiver politischer Wahlkampagnen. Man kann getrost von einer Schlammschlacht sprechen.

Von einer Kampagne will das Weiße Haus nichts wissen

In Social-Media-Beiträgen und Foren wird nach fragwürdigen Aussagen gesucht, diese wurden in großer Zahl gespeichert, dann wurde mit Veröffentlichung gedroht. Zuletzt geschah das laut Bericht vergangene Woche: Das Portal Breitbart News publizierte kurz nach zwei Trump-kritischen Texten in der New York Times einen Artikel über antisemitische und rassistische Tweets des dort beschäftigten Politikredakteurs Tom Wright-Piersanti. Er hatte vor einem Jahrzehnt als Student Dinge gepostet wie: "Ich hasse Irokesen-Indianer". Er entschuldigte sich, die Times distanzierte sich und meldet nun, weitere Veröffentlichungen über andere Kollegen seien angedroht worden. Das Weiße Haus will von einer Kampagne nichts wissen.

Eine der Hauptfiguren in dem Szenario ist offenbar der konservative Berater Arthur Schwartz. Er hebt seit Jahren in sozialen Netzwerken zweifelhafte Tweets kritischer Journalisten hervor. Im Herbst hatte er einen gut sieben Jahre alten, homophoben Tweet der jetzigen CNN-Korrespondentin Kaitlan Collins geteilt.

Und während die Debatte, wie sich Menschen im Netz präsentieren, nach dem Bericht eher zögerlich in Gang kommt, meldeten sich die Verfechter der Pressefreiheit umgehend zu Wort. Times-Herausgeber Arthur Gregg Sulzberger sprach von einem neuen Tiefpunkt der Angriffe des Präsidenten auf die freie Presse, CNN warnte, wenn Regierende oder Personen in deren Umfeld Reporter bedrohten, sei das gefährlich. Wer sonst ziehe die Mächtigsten zur Verantwortung.

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SZ vom 28.08.2019/tmh
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