Süddeutsche Zeitung

Dokumentation:Buddy

Andere lernen für Filme reiten, tanzen, kämpfen - er konnte alles vorher: Ein Porträt über den Schauspieler Patrick Swayze, der sich trotzdem selber nie genügte.

Von Jürgen Schmieder

"They don't make men like this anymore." Niemand bekommt so ein Kompliment geschenkt, so was muss sich einer erarbeiten. Die Amerikaner sagen das ausschließlich über Typen, die sie einzigartig finden, und wenn sie ihre Wehmut über den Verlust dieses Menschen verdeutlichen wollen. Es gibt einen Moment im Dokumentarfilm I Am Patrick Swayze, in dem Schauspieler Rob Lowe über seinen Kollegen Patrick Swayze sagt: "Woher sollte ich denn wissen, wie man einem auf die Fresse haut? Der wusste das, so wie er überhaupt alles wusste oder konnte."

Swayze war Schauspieler, gewiss, die Leute kennen ihn aus den Filmen The Outsider (in dem Tom Cruise von Swayze auf die Fresse bekommt), Dirty Dancing oder Ghost. Eigentlich bereiten sich Schauspieler ja auf Rollen vor, sie lernen kämpfen und reiten und tanzen. Swayze konnte das alles schon, und es machte ihn verrückt, wenn er etwas nicht konnte. I am Patrick Swayze ist das Porträt eines Mannes, der unbedingt alles können wollte, der alles wissen wollte, und der letztlich an seiner eigenen Fehlbarkeit verzweifelte.

Der Film ist die zwölfte Folge der Doku-Reihe "I Am", die das Leben von früh verstorben Promis beleuchtet und die derzeit auf dem amerikanischen Pay-TV-Kanal Paramount Network ausgestrahlt wird. Es gibt Episoden über den Stuntman Evel Knievel, die Komiker Chris Farley und Richard Pryor, den Bürgerrechtler Martin Luther King junior oder die Schauspieler Steve McQueen, Paul Walker und Heath Ledger. Wann der Film in Deutschland ausgestrahlt werden soll, steht noch nicht fest. Aber in den USA ist das Porträt über Swayze mit zwei Millionen Zuschauern die bislang meistgesehene Dokumentation des Senders.

Es geht darin um einen Menschen, der von seinen Eltern schon als Kind eingeimpft bekam, dass er nur dann zufrieden sein darf, wenn er die beste Version seiner selbst ist. Mittelmaß ist was für die Mittelmäßigen, und weil Swayzes Witwe Lisa Niemi sich darüber äußert, dass seine Mutter ihn als Kind mit Prügeln und Isolation bestraft haben soll, sorgte die Doku in den USA für Aufregung.

Der Junge aus Texas sollte herausragen: Er wurde ein überragender Sportler, grandios im Umgang mit Pferd und Lasso, ein begnadeter Tänzer. Eine Knieverletzung beendete die sportlichen Ambitionen. Also ab ins Showbusiness. Die Doku zeigt einen Menschen, der nicht zufrieden sein kann, der seine Erfüllung nicht in Ruhm und Reichtum sucht, sondern erst im Kampfsport, dann in verschiedenen Religionen und dann auch im Alkohol. Um einen, der rastlos war, weil er sich selbst nie gut genug fand - und letztlich doch nur auf einer Ranch leben und Pferde züchten wollte. "Wahrscheinlich sagen das heutzutage alle übereinander, gerade in dieser Branche", sagt Schauspielkollege Sam Elliott im Film mit Tränen in den Augen: "Was soll ich sagen? Wir haben uns geliebt - und ich meine das genau so, weil ich es genau so gefühlt habe."

Vor zehn Jahren starb Swayze mit 57 Jahren, den Freunde und Kollegen (außer Rob Lowe, der sich nicht traute) nur "Buddy" nannten, an den Folgen einer Krebserkrankung. Seither hat es keinen mehr wie ihn gegeben.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2019
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