Süddeutsche Zeitung

Dokumentarfilmer:"Parias der Medienbranche"

Der scheidende Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok), Thomas Frickel, hat die Dokumentarfilmer als "die Parias der Medienbranche" bezeichnet. Es sei heute sehr schwer, mit Dokumentarfilmproduktionen zu überleben, sagte Frickel. Die Dokumentarfilmer forderten daher eine Umstellung des Vergütungssystems. Die AG Dok feiert am Donnerstag in Berlin ihr 40-jähriges Bestehen.

Ein Krimi der ARD-Reihe Tatort koste 1,2 bis 1,5 Millionen Euro, sagte Frickel. Dokumentarfilmer erhielten jedoch von den Kosten für einen langen Dokumentarfilm, die bis zu 300 000 Euro betragen könnten, oft weniger als 50 Prozent, kritisierte er. Dokumentarfilmer müssten sich daher immer um Filmförderung bemühen.

Der Geschäftsführer warf den öffentlich-rechtlichen Sendern vor, sie vernachlässigten ihren Auftrag. Dort hätten "Technokraten, Juristen und Buchhalter" die Macht übernommen. Früher seien anspruchsvolle Dokumentarfilme wie die von Eberhard Fechner im Hauptprogramm gezeigt worden.

Frickel forderte, einen Teil des Rundfunkbeitrags für die Finanzierung von Dokumentarfilmen und anderen vielfaltsichernden Angeboten einzusetzen, zum Beispiel für Blogs, Podcasts oder auch für das Internet-Lexikon Wikipedia.

Die AG Dok wurde 1980 als professionelles Netzwerk von Dokumentarfilmern gegründet. Die Arbeitsgemeinschaft hat rund 900 Mitglieder und ihren Sitz in Frankfurt am Main. Bei der Mitgliederversammlung an diesem Donnerstag soll der neue Vorstand gewählt werden.

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Quelle:
SZ vom 27.02.2020 / epd
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