Dokuserie "My Big Fat Gypsy Wedding":Auffallend kitschig

Pünktlich zum Valentinstag startet auf Channel 4 die zweite Staffel von "My Big Fat Gypsy Wedding". In der Dokusoap bereiten sich junge Mädchen auf ihre opulente Hochzeit vor - mit viel Tüll, Glitzer und Kitsch. Die Kritik an dem Format bleibt nicht aus.

Martina Pock

Big Fat Gypsy Weddings

Tüll, Tüll, Tüll: Im überdimensionalen Hochzeitskleid präsentiert sich diese junge Dame in der britischen Dokuserie My Big Fat Gypsy Wedding, die auf Channel 4 nun in die zweite Staffel geht.

(Foto: Channel 4)

In Tüll, Neon, Kitsch, Glitzer und noch mehr Tüll präsentieren sich die Bräute. Jede will das größte und opulenteste Kleid haben, das ist hier die große Challenge.

Schmetterlinge auf dem Kleid sind dabei noch harmlose Ornamente. Auch wenn sie mit den Flügeln schlagen können. Zum Teil werden sogar ganze Lichterketten in die Kleider genäht. Dass das Hochzeitskleid oft mehr wiegt als die Braut selbst ist, wird jedoch gerne in Kauf genommen. Schließlich ist die Hochzeit das wichtigste Ereignis im Leben der Mädchen, die zum fahrenden Volk Großbritanniens gehören.

Sie stehen mit ihren gigantischen Brautkleidern im Mittelpunkt der britischen Dokusoap My Big Fat Gypsy Wedding. Der Titel wird den Protagonisten dabei nicht ganz gerecht. Denn bei den meisten Hochzeiten handelt es sich nicht um Roma und Sinti, sondern um Irish Traveller, einer durch Großbritannien ziehenden irischen Minderheit.

Das Aufgetakele rund um ihre Hochzeit trifft den Nerv der Zuschauer: Die erste Staffel bescherte dem britischen TV-Sender Channel 4 ein Quotenhoch wie zuletzt nur Big Brother 2008. Nun, pünktlich zum Valentinstag, startet die zweite Staffel des Erfolgs-Formats. Dem Trailer zufolge wird diesmal alles noch größer, fetter und "gypsier".

Jung, halbnackt, sexy

Die Devise lautet: Je eher man sich verlobt, desto früher darf man auch heiraten und Sex haben. Denn vorehelicher Beischlaf ist bei der nicht sesshaften Gemeinschaft verboten, auch wenn die Aufmachung der minderjährigen Mädchen das so gar nicht vermittelt. Für ihre Outfits gilt das Gegenteil als für die Hochzeitskleider: Weniger ist mehr. Mehr nackte Haut, die schon bei sechsjährigen Mädchen golden besprüht wird.

Sexy zu sein ist wichtig für die jungen Mädchen, wie sie in dem Format schildern, denn nur so werden die Jungs auf sie aufmerksam, von denen sie dann ausgesucht werden. Das passiert in der Soap beispielsweise auf einem Parkplatz: Ein Junge fragt ein Mädchen, ob er einen Kuss bekomme. Ihre Antwort ist jedoch nicht von Belang, denn wenn sie verneint, wird sie einfach von dem Jungen "genommen". "So zeigt ein Junge, dass er dich mag und deine Nummer will", erklärt die 15-jährige Cheyenne. Sie wünsche sich, mit 17 schon verheiratet zu sein. Also tut sie offenbar, was sie kann - und trägt viel zu enge Hotpants.

Die Dokunovela hat für sehr viel Kritik gesorgt. Sowohl von den Medien als auch von der Gemeinschaft selbst. Hier würden Menschen so dargestellt, als ob man sie als ethnische Gruppe nicht ernstnehmen könnte, kritisierte die Rural Media Company, eine Organisation der nicht sesshaften Gemeinschaft, in ihrem Magazin Travellers' Times.

Besonders kontrovers waren Szenen in der zweiten Episode der ersten Staffel, die kleine Mädchen zwischen acht und elf Jahren zeigten, die halbnackt und anzüglich tanzten - und augenscheinlich sexy sein wollen. In dem Alter. Nach der Ankündigung der Serienmacher im Trailer lässt wohl auch bei der zweiten Staffel die Kritik nicht lange auf sich warten.

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