Springer-Verlag:Döpfner: "Ich bitte um Entschuldigung"

Springer-Verlag: "Mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben", schreibt Springer-Chef Mathias Döpfner.

"Mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben", schreibt Springer-Chef Mathias Döpfner.

(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Der Springer-Chef bestätigt in seiner knappen Mitteilung, dass er sich abfällig über Menschen in Ostdeutschland geäußert hat. Er geht aber nur auf einen Teil der veröffentlichten Chat-Nachrichten ein.

Es sind sechs knappe Absätze, und sie wurden am Samstagabend zu später Stunde auf der Website der Bild-Zeitung veröffentlicht: Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hat für konzerninterne Chat-Nachrichten um Entschuldigung gebeten, in denen er sich abfällig über die Menschen aus Ostdeutschland geäußert hat. In dem kurzen Beitrag "in eigener Sache" schrieb der Medienhaus-Chef: "Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mit meinen Worten viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe."

Der Beitrag des Verlagschefs folgt auf einen Text von Bild-Chefredakteurin Marion Horn, der gut 24 Stunden zuvor ebenfalls auf der Website von Bild erschienen war. Döpfner schrieb: ",Eigentlich ist eine Entschuldigung fällig, Chef!' Das hat Marion Horn am Samstag in Bild geschrieben. Stimmt." Horn war von Döpfner erst Mitte März überraschend auf den Chefposten bei Deutschlands größter Boulevard-Zeitung gehoben worden.

Die Zeit hatte am Donnerstag über Chat-Nachrichten berichtet, die Döpfner bei Springer konzernintern verschickt haben sollen. Das Blatt berief sich auf Dokumente, die aus den vergangenen Jahren stammen sollen. Es handele sich um E-Mails und Chatnachrichten aus dem engsten Führungskreis des Medienkonzerns, viele seien vom Springer-Chef selbst, so die Wochenzeitung.

In den aufgelisteten Zitaten ging es zum Beispiel um abfällige Kommentare über Ostdeutsche oder um Kritik an Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Döpfner soll sich vor der Bundestagswahl auch eine FDP-freundliche Berichterstattung in der Bild gewünscht und dies an die Spitze der größten Boulevard-Zeitung Deutschlands adressiert haben.

Döpfner ging in seinem Beitrag auf der Bild-Website nur auf einen Teil der veröffentlichten Zitate ein: jene über die Bürger und Bürgerinnen in Ostdeutschland. Er äußerte sich weder zu seinen kritischen SMS-Nachrichten über Angela Merkel noch zu seinen Chats mit dem damaligen Bild-Chef Julian Reichelt, in denen es unter anderem ging, der FDP durch positive Berichte zu einem besseren Wahlergebnis zu verhelfen.

"Wenn ich wütend oder sehr froh bin, wird mein Handy zum Blitzableiter"

Döpfner bestätigte indirekt in seinem Beitrag, der die Überschrift "Stimmt!" trägt, dass bestimmte Formulierungen tatsächlich von ihm stammten. ",Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten.' Das ist verletzend. Und wörtlich genommen natürlich Quatsch. ,Die' Ossis gibt es nicht. Und selbstverständlich sind sie nicht entweder rechts- oder linksradikal." Und weiter: "Der Ärger darüber, dass in Thüringen und anderswo so viele entweder Linke oder AfD wählen, verleitete mich zur polemischen Übertreibung."

Döpfner, der nicht nur Konzernchef ist, sondern auch einen großen Teil der Medienhaus-Anteile hält, schrieb weiter: "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht - mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben." Der 60-Jährige erklärte sich weiter so: "Wenn ich wütend oder sehr froh bin, wird mein Handy zum Blitzableiter. Ich schicke dann manchmal Menschen, denen ich sehr vertraue, Worte, die ,ins Unreine' gesagt oder getippt sind. Weil ich davon ausgehe, dass der Empfänger weiß, wie es gemeint ist. Und weil ich mir nicht vorstellen kann oder will, dass jemand diese Worte an Dritte weitergibt." Dies sei nun aber geschehen. "Daraus kann man viele Lehren ziehen. Das habe ich getan. Eine davon bleibt die Idee von der ,Gedankenfreiheit'."

Mehrere Nachrichten an Ex-"Bild"-Chefredakteur Reichelt

Auffällig ist in der Zeit-Berichterstattung, dass mehrere der aufgeführten Zitate von Döpfner direkt an den früheren Bild-Chefredakteur Julian Reichelt gerichtet worden sein sollen. Dieser musste im Herbst 2021 den Konzern nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs verlassen. Reichelt hatte Vorwürfe bestritten und später von einer "Schmutzkampagne" gesprochen. Im Raum stehen Überlegungen beider Seiten, rechtliche Schritte gegeneinander einzuleiten.

Der Zeit-Artikel erschien Tage vor einer erwarteten Veröffentlichung eines neuen Buchs von Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre. Das fiktive Werk - es erscheint am Mittwoch - wird als Schlüsselroman zu dem Medienhaus gehandelt.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusAxel Springer
:Der allerschönste Größenwahn

Es gehörte immer zum Geschäftsmodell des Medienimperiums Springer, die Würde des Menschen anzutasten. Aber mit seinen internen Botschaften hat Mathias Döpfner die Abgründe jetzt noch einmal klar sichtbar gemacht.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: