Hey und Yo Yo, Leute. Willkommen im Land der Vlogger und Youtuber, der Selfie-Junkies und Facebook-Boys. Hier gibt es Lifestylekram und Beautyclips, schlechte Wortspiele und pubertären Humor. Hype Hype Hooray. Willkommen bei RTL 2 YOU, dem neuen Sender, der streng genommen kein Fernsehsender ist, weil man ihn nur empfangen kann, wenn man eine App installiert auf dem Smart-TV-fähigen Endgerät oder auf dem Handy.
Seit diesem Montag hat der Ramschladen unter den Privatsendern einen digitalen Ableger. Zur Unterscheidbarkeit von der Mutterpflanze trägt er das YOU hinter der Senderkennung. You steht natürlich für Jugend und direkte Ansprache. Förmliches Sie ist nicht. Das Du zählt.
Man darf RTL 2 ein bisschen bewundern für die Entschlossenheit, mit der das neue Projekt durchgezogen wird. Da wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Zwar folgt das Programm im Livestream noch einer linearen Anordnung, doch das Kernstück sind die jederzeit abrufbaren Videos.
Da werden einerseits die üblichen RTL- 2- Reality-Soaps zweitverwertet, andererseits starten aber etliche neue Formate, die sehr offensichtlich vor allem jene Menschen ansprechen sollen, die mehr Youtube-Videos schauen als herkömmliches Fernsehen. Youniversity heißt etwa eine Sendung, die viel verspricht. "Hier lernst du alles, was du als Social Influencer wissen musst - und zwar von den Besten", heißt es. Die Besten sind vor allem mehr oder minder prominente Jungs aus der Youtube-Welt. Frauen sind in der Unterzahl, geben Beauty- und Lifestyle- oder Fitness-Tipps und müssen Sprüche ertragen. Ein weiteres Format heißt Mjunik - Home of You und ist eine Art Selfie-Show. Sie handelt von Lisa, Lina und Roxi, die in eine WG ziehen sollen und ihr Leben offenbar nur dann ertragen, wenn sie ein Smartphone am ausgestreckten Arm vor ihr Gesicht halten und Sachen sagen wie "Ich bin immer so überall und nirgendwo" oder "Es gibt so viele Farben, die ich toll finde. Ich bin ein kleiner Farbenlieber."
Die RTL- 2-You-App kommt mit großer Wucht daher und ermöglicht einen breiten Blick in die trashige Welt junger Menschen, für die ein Leben ohne Netz quasi unmöglich erscheint.
Offensichtlich lotet RTL 2 hier aus, wie man das Beste aus Netz und TV vermengen kann, ohne sich mit Fragen von Niveau oder intellektuellem Anspruch aufzuhalten. Bei ARD und ZDF dürfte man das Experiment mit einem weinenden und einem lachenden Auge zur Kenntnis nehmen. Weinend, weil RTL 2 früh eine Nische besetzt. Lachend, weil die billige Herangehensweise es dem demnächst startenden öffentlich-rechtlichen Jugendangebot sehr leicht macht, besser zu sein.