Süddeutsche Zeitung

Dieter Thomas Heck:Keiner sprach schneller

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Als Conferencier der alten Schule gab er der deutschen Seele souverän den Takt vor: Nun ist der langjährige Moderator der ZDF-Hitparade mit 80 Jahren gestorben.

Von Hans Hoff

An Vielfalt und Kontrasten hat es im Leben von Dieter Thomas Heck nie gemangelt. Er arbeitete zum Beginn seiner Karriere als Autoverkäufer und wurde dann Schlagersänger. Er war als Kind ein Stotterer und später Radiomoderator. Er gilt heute noch als der große Pate des deutschen Schlagers, und er war stets der Schnellste, wenn es um viele Worte in kürzester Zeit ging. Immer wenn die "Hitparade" sich ihrem Ende zuneigte, rasselte er die Schlusstitel in einer Geschwindigkeit runter, die sonst keiner so akkurat schaffte. Was Heck konnte, konnte nur Heck.

Er war der Mann, der dem ZDF eine ganz eigene akustische Färbung verpasste, denn bei ihm lief die Hitparade stets im "Zett Dee Eff". Wichtig war dabei, dass nach der ersten Silbe eine betonte Pause gesetzt wurde. Jeder Fernsehzuschauer über 40 dürfte sich an seine gelegentlich leicht marktschreierische Art erinnern, denn die "Hitparade" kannte man, weil man sie entweder liebte oder hasste.

Heck wusste das, weil er sein Publikum kannte, weil er das Gespür des geschulten Profis hatte, in und an den Medien gewachsen war. Bevor er 1969 zum ersten Mal zur "Hitparade" lud, hatte er einiges hinter sich. Er war ein halbwegs erfolgreicher Schlagersänger gewesen, und er gehörte zur frühen Crew bei Radio Luxemburg, jenem Sender, der in den 60er Jahren deutsche Teens mit Hits versorgte, als ARD-Radios noch auf gepflegte Orchester setzten.

Bei Radio Luxemburg, wo er gemeinsam mit Frank Elstner und Camillo Felgen arbeitete, bekam der als Carl-Dieter Heckscher in Flensburg geborene Moderator den "Thomas" in den Namen gesetzt, weil es dort bereits einen Dieter gab. Geboren war jene Figur, die später gerne mal parodiert wurde als "der Dieter, der Thomas, der Heck".

War er bei Radio Luxemburg noch einer unter vielen, so wurde er mit dem Start der "Hitparade" zum Solitär, denn bei den medialen Meinungsführern waren zur Jahrzehntwende zu den 70ern vor allem britische und amerikanische Hits angesagt, kein deutsches Rummtata. Heck störte sich nicht dran. Mit seinem Näschen fürs Populäre lotete er fein aus, dass die veröffentlichte Meinung nicht immer dem entspricht, was die Masse mag. Prompt wurde die "Hitparade" ein Hit und eine Marke, die bis heute, da der deutsche Schlager wieder in vieler Munde ist, nachglüht.

Bis 1984 hat er die "Hitparade" 183 Mal moderiert. Nie wieder war die Sendung so erfolgreich wie mit ihm. Doch ihn zog es zunehmend auf andere Bühnen. Heck profilierte sich im Fernsehen als Spielshowleiter ("Die Pyramide"), er spielte kleine Rollen in Serien und Fernsehspielen, doch sein Herz hing an den großen Shows, bei denen er als Conferencier der alten Schule im Mittelpunkt stand und um sich herum jene sammelte, die den populären Takt der deutschen Seele beherrschten. Seine Shows, die richtig groß aufgezogen wurden, hießen "Melodien für Millionen" oder "Musik liegt in der Luft".

Als der 70. Geburtstag nahte, zog sich Heck zurück von den großen Bühnen. Er lebte danach vornehmlich in seinem Haus in Spanien, das er allerdings im März 2017 noch einmal verließ, um die Goldene Kamera für sein Lebenswerk entgegenzunehmen. Auf der Bühne wirkte er sehr gerührt, aber es war ihm anzusehen, dass die Jahre an ihm zehrten. Am Donnerstag ist Dieter Thomas Heck im Alter von 80 Jahren gestorben.

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Quelle:
SZ vom 25.08.2018
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