"Die Skandale der Deutschen Bank" im ZDF:Teuer beraten

Deutsche Bank

Die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

(Foto: dpa)

Sie schert sich nicht mehr viel um ihre Kunden, ihr geht es um den Profit: Die ZDF-Doku "Die Skandale der Deutschen Bank" ist eine 45-minütige Anklageschrift gegen das größte Geldhaus des Landes. Gegenargumente finden keinen Platz.

Von Andrea Rexer

Es ist eine 45-minütige Anklageschrift. Ehemalige Mitarbeiter, enttäuschte Kunden, Wirtschaftsprofessoren und Richter erheben in der ZDF-Dokumentation Unheimliche Geschäfte - Die Skandale der Deutschen Bank ihre Stimmen gegen das größte Geldhaus des Landes.

In der Tat ist die Liste der Rechtsstreitereien der Bank lang, ZDF-Redakteur Ulrich Stein greift die drei bekanntesten Fälle heraus: Es geht um den schmutzigen Handel mit CO2-Zertifikaten und die Vorwürfe, dass die Bank ihre Bilanz geschönt und ahnungslosen Kunden hochriskante Zinsprodukte angedreht haben soll. Neues haben die ZDF-Redakteure nicht entdeckt, aber sie vermitteln eines sehr klar: Diese Bank ist, so ihre These, nicht mehr die Bank, die sie vor einigen Jahrzehnten einmal war. Sie schert sich nicht mehr viel um ihre Kunden, ihr geht es um den Profit.

Genau deswegen haben die neuen Chefs der Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, einen "Kulturwandel" ausgerufen. Was der bereits verändert hat, oder was er verändern könnte, darauf gibt der Film keine Antwort. Er prangert an, was in der Vergangenheit schiefgelaufen ist: Früher habe man blind unterschreiben können, was einem die Berater der Bank hingelegt hätten, sagt denn auch einer der enttäuschten Kunden. Er habe ein Produkt "dem Kundenberater zuliebe" abgeschlossen, verstanden habe er aber nicht, was er da unterschrieb. Das endete mit einem hohen Verlust - und einem Gerichtsprozess, den der Kunde gewann. Die Bank musste sich wegen "nicht sachgerechter Beratung" verantworten.

Doch so gut die Filmemacher das Profitstreben der Bank einfangen, Gegenargumente finden keinen Platz. So macht sich das Filmteam beispielsweise unkommentiert die Vorwürfe des Ex-Mitarbeiters Eric Ben-Artzi zu eigen, der der Bank vorwirft, die Bilanz schöngerechnet zu haben. Die Bank hätte vor Jahren einen Verlust von zwölf Milliarden Dollar verschleiert, so Ben-Artzi. Was der Film nicht erwähnt: Es geht bei dem Streit letztlich um einen Wettbewerb unterschiedlicher Rechenmodelle. Von außen lässt sich kaum seriös beurteilen, wer Recht hat. Zumindest aber sollte man erwähnen, dass selbst Jahre später die sagenhaften Verluste, von denen Ben-Artzi spricht, nie zutage getreten sind.

Das Fehlen von Gegenargumenten darf sich jedoch auch die Deutsche Bank selbst zuschreiben. Sie antwortete auf die Fragen nur schriftlich - vermutlich aus Angst, vor laufenden Kameras etwas Falsches zu sagen, das im schlimmsten Fall neue Klagen verursachen könnte. Vielleicht ist es genau dieses Schweigen der Bank, das den Teufelskreis, in dem sie sich befindet, am deutlichsten zeigt.

Die Skandale der Deutschen Bank, ZDF, 20.15 Uhr.

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