Süddeutsche Zeitung

Die Geissens gegen die Klatschpresse:Eine schrecklich private Familie

"Wir haben auch noch ein privates Privatleben - wir zeigen nicht alles": Die Geissens, bekannt von RTL 2, ziehen vor Gericht gegen Klatschblätter, die dunkle Seiten in der Glamour-Welt entdeckt haben wollen.

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Spot an, Kamera läuft: "Rooobert!" Wohl keine Familie führt ein so öffentliches Privatleben wie die Geissens. Die vorgeblich "schrecklich glamouröse Familie" zeigt ungeniert seit 2011 in ihrer Dokusoap dem RTL 2 -Publikum, wie es bei Proll-Millionärs eben so zugeht. Doch zu viel Rampenlicht macht offenbar dünnhäutig: In gleich fünf Prozessen haben sich Robert sowie Carmen Geiss samt ihrer Töchter Davina Shakira und Shania Tyra Maria am Mittwoch vor dem Landgericht München I gegen Berichte von zwei Klatschblättern gewandt, die sich mit vermeintlich dunklen Seiten der Geissens befassten.

Eher leichtes Spiel hatte Carmen Geiss, die als einziges Familienmitglied in den Gerichtssaal gekommen war, mit dem Magazin Revue Exklusiv aus dem Deltapark Verlag. Diese Zeitschrift hatte über eine angeblich "scharfe" Nanny geschrieben, auf die Ehemann Geiss ein Auge geworfen habe. Ob das neue Kindermädchen die Ehe zerstören werde, orakelte das Blatt. Der Vorsitzende der Pressekammer legte dar, was aus juristischer Sicht das Besondere an den Klagen der Geissens sei: Wo ist bei einer Familie, die sich selbst derartig in der Öffentlichkeit produziert, die Grenze zur Verletzung der Privatsphäre?

Carmen Geiss, die ihren Mann mit einer Vollmacht vertrat, erklärte das auf ihre schlichte Art: "Das im Fernsehen Gezeigte ist schon unser Leben, aber wir haben auch noch ein privates Privatleben - wir zeigen nicht alles." 33 Jahre seien sie und Robert nun glücklich verheiratet. Da tue es ihnen und vor allem auch den beiden Kindern weh, solche Verleumdungen und Lügen lesen zu müssen. "Ich möchte nur, dass die Wahrheit geschrieben wird." Tatsächlich sei das neue Kindermädchen, das allerdings erst in einer weiteren Staffel zum Jahresende in Erscheinung treten werde, bisher Stewardess auf ihrer Yacht gewesen.

"Sozial inadäquat"

Allerdings habe sich die junge Frau besonders gut mit den beiden Töchtern verstanden. Als Mutter legte sie großen Wert darauf, dass die Kinder mit einer attraktiven Nanny unterwegs seien und nicht mit einem "Großmuttertyp", sagte Carmen Geiss. Eben eine, die sich schminkt und fetzig anzieht - ein wichtiges Vorbild für die Mädchen. Blatt und Klägerin einigten sich schließlich darauf, dass demnächst eine beiderseits abgestimmte Story erscheinen soll, in der all das klargestellt werde.

Mit dem Magazin Closer (Heinrich Bauer Verlag) wird es zu solch einem Agreement nicht kommen. Diese Zeitschrift hatte sich angesichts auffällig gekleideter Personen bei Geissens Kindergeburtstag gefragt, was eine Domina mit ihrem Sex-Sklaven dort zu suchen habe. Tatsächlich soll es sich laut Carmen Geiss nur um eine stilisierte Polizistin mit ihrem "Polizeihund" als Einlasskontrolle gehandelt haben.

In einem weiteren Bericht warf das Blatt die Frage auf, ob die Eheleute Geiss "sozial inadäquat" viel Alkohol tränken - noch dazu in Gegenwart ihrer Kinder. Dieser Artikel war mit Fotos garniert, die Robert Geiss mit Bierflaschen auf seiner Yacht oder bei einer Wattwanderung zeigen, wie er beim Oktoberfest seine Frau "abfüllt", aber auch mit einem ziemlich unvorteilhaften Schnappschuss von Carmen Geiss. Die Juristen des Blattes wiesen in der Verhandlung darauf hin, dass die umstrittenen Bilder Identisches zeigen wie die TV-Folgen der Geissens. Das Argument, dass es eine Privatsphäre außerhalb des Fernsehens gebe, ziehe daher nicht, "weil es vergleichbare Szenen sind, die in der nächsten Staffel erscheinen". Und die Doku sei doch nach eigenen Angaben authentisch.

Carmen Geiss und ihr Anwalt, Medienrechtsexperte Andreas Boele, wiesen darauf hin, dass die gezeigten Fernsehfolgen keine 24-Stunden-Aufnahmen, sondern eine "Verdichtung" von Abläufen seien. Und das noch dazu überwiegend aus Feriensituationen. "Es wird nicht bei uns gesoffen", versicherte die Klägerin. Hier werde gezielt der Eindruck von Alkoholmissbrauch in den Raum gestellt, auch wenn dies nur in Form von besorgten Fragen geschehe. Im Gegenzug boten die Closer-Juristen haufenweise Filmclips und alkoholbezogene Sprüche aus den Sendungen an, um ihre Position zu untermauern.

Das Gericht will seine Urteile voraussichtlich am 21. Mai verkünden.

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SZ vom 27.03.2014/ihe
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