Die FDP nach dem Machtwechsel:"Robin Rösler" und die Bambis

Häme und Spott nach dem Wechsel an der FDP-Spitze: Zwar darf Philipp Rösler von vielen Titelblättern lächeln. Doch die Manöverkritik zur "kleinen Lösung" fällt eindeutig aus.

von Caroline Ischinger

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Quelle: Screenshot: meedia.de

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Die taz kann nach der Bekanntgabe der Kandidatur Röslers für den Parteivorsitz keinen Kurswechsel, sondern nur eine Fortsetzung der "Irrfahrt der FDP" erkennen. Viel Neues sei von dem "blassen Herr Rösler" nicht zu erwarten, Westerwelle werde weiterhin "Strippenzieher" sein, kommentiert das Blatt. Für eine Warnung auf dem Titel vor dem "Westerwelle light" reicht es trotzdem: Die Gesundheitsreform deute an, dass Rösler am "Privatisieren von Risiken" festhalten werde.

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Das Handelsblatt sieht den Wandel bei der FDP hingegen schon gekommen: Philipp Rösler, der auf dem Titel als etwas blasser Aktenträger zu sehen ist, stehe "für einen Kurswechsel", und zwar in die sozialliberale Richtung. Dass Rösler die verschiedenen Strömungen innerhalb der Partei verbinden wolle, "hört sich zunächst gut an", schreibt das Blatt weiter. Doch nun müsse sich zeigen, welche Grundsätze die "Reformpartei" FDP etwa beim Thema Atomausstieg aufgebe: Einen "Säuselliberalismus", der nur dem Zeitgeist hinterherrenne, "braucht es nicht", mahnt das Blatt.

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Einen "klassischen Fehlstart" habe die neue Spitze der Liberalen geboten, findet die Frankfurter Rundschau - und karikiert auf dem Titel einen grinsenden Philipp Rösler, der offenbar gar nicht bemerkt, was für ein Wrack aus der FDP geworden ist.

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Die Berliner Zeitung lässt Rösler zwar noch nett vom Titel lächeln. Doch im Urteil über den "windelweichen Putsch" der "drei Bambis" - Rösler, Lindner und Bahr - holt sie kräftig aus: Indem der designierte FDP-Chef im Kampf um das Wirtschaftsministerium mit Rainer Brüderle unterlegen sei, habe er sich selbst "ins Knie" geschossen, schreibt die Redaktion. Mit Guido Westerwelle als Außenminister komme auch noch ein "Klotz am Bein" hinzu. Rösler übernehme den FDP-Vorsitz demnach "als Invalide".

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Der Berliner Tagesspiegel zeigt Rösler hingegen als strahlende "Nummer 13" auf dem Chefsessel: Rösler als neuer Chef "kann es schaffen", kommentiert die Zeitung nüchtern, er müsse aber eine "große Herausforderung" bestehen: die Macht seines Vorgängers Guido Westerwelle eindämmen ohne "alles zu kontrollieren".

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Die Rheinische Post lässt Rösler ebenfalls freundlich vom gelben Titel lächeln - er werde wegen seiner uneitlen, aufrichtigen Art "ein beliebter FDP-Vorsitzender" sein, prophezeit die Redaktion. Aber ob das reichen wird, die "FDP aus dem Siechtum" zu befreien? Nicht nur im Berliner Politikbetrieb, sondern auch innerhalb des derzeitigen Bündnisses mit Daniel Bahr und Christian Lindner müsse Rösler lernen, sich durchzusetzen, mahnt das Blatt: "Ganz schön viel für den netten Herrn aus Hannover".

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Das Neue Deutschland ist nicht das einzige Blatt, dem ein Wortspiel mit Röslers Beruf einfällt, um seinen Aufstieg an die Spitze zu erklären: Mit ihm habe sich "der Arzt" für den Patienten FDP gefunden. Einen "guten Rat" für Rösler bei der nun anstehenden "Notoperation" sieht die Redaktion in einem Kommentar von SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier: Die Liberalen müssten sich nun der inhaltichen Auseinandersetzung stellen, statt sich "auf kosmetische Operationen" zu verlassen.

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Kann Rösler Vizekanzler? Das fragt die Kölner Boulevardzeitung Express. Viele Antworten sind in dem Blatt erst mal nicht zu finden, dafür eine scharfe Manöverkritik: Das Schachern um Posten beim Führungswechsel habe gezeigt, dass die Liberalen "nichts verstanden" hätten, kommentiert die Redaktion. Die Bundesregierung werde durch dieses Theater zu einem "politischen Selbstbedienungsbasar degradiert".

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Was hier wirkt wie eine Fotomontage, ist ein Bild, das Philipp Rösler als Teenager zeigt - im Heldenkostüm. "Kann er die FDP retten", fragt die Hamburger Morgenpost. In der Online-Ausgabe gibt es noch "sieben kuriose Fakten" über den Gesundheitsminister zu lesen: Zum Beispiel, dass er als einziger Minister "regelmäßig" auf eine Krawatte verzichte. Im Robin-Hood-Kostüm wurde er am Kabinettstisch jedenfalls noch nicht gesichtet.

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Die Bild-Zeitung erscheint sehr viel ernster: Der Tod der "Drombusch"-Schauspielerin Witta Pohl bestimmt den Titel. Auf der Innenseite steht die Biographie des Gesundheitsministers ("vom Waisenkind zum Vizekanzler") im Vordergrund - und die Unsicherheit, ob Rösler die FDP als Parteichef aus der Krise manövrieren kann: Die Partei habe ihm durch das Festhalten von Brüderle und Westerwelle an ihren Ämtern eine "Bleiweste" umgelegt.

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Die Hamburger "Drombusch"-Schauspielerin Witta Pohl ist auch die Optik des Hamburger Abendblatts. Zu Philipp Rösler kommentiert die Online-Ausgabe, man könne ihn nur mögen: Seine Selbstironie und fehlende Eitelkeit sei seine "Waffe". Die FDP müsse ihn nun allerdings erst richtig kennenlernen.

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Die Financial Times Deutschland flankiert den Aufmacher über die griechische Schuldenkrise mit zwei Texten über Rösler: Der 38-Jährige werde sein neues Amt mit "einer schweren Hypothek" antreten, da er Gesundheitsminister bleiben musste, ist da zu lesen. In dem Eindruck, dass Rösler kein "Alphatier" sei, stecke aber auch eine Chance, findet die Redaktion: So einen Politikertyp könne die schwarz-gelbe Koalition gut brauchen - um sich endlich aufs Regieren zu konzentrieren.

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Ob die FDP durch Röslers Brille besser sehen werde, was sie braucht, fragt sich die Frankfurter Allgemeine. Zunächst fällt das Urteil über den Wechsel an der Spitze nicht sehr positiv aus: Die versprochene Erneuerung der FDP komme eher als "Reise nach Jerusalem" daher, bei der jeder möglichst seinen Platz behalten will. Die Kanzlerin müsse zudem befürchten, dass die Liberalen nun über Inhalte streiten wollen - keine gute Aussicht für die Regierungsarbeit.

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Die Berliner Morgenpost findet, dass man Rösler bei seinem Rettungsauftrag nicht unterschätzen solle: Der Hannoveraner sei angetreten, "um tatsächlich etwas zu verändern in der FDP", schreibt die Redaktion. Nun müsse die Partei beweisen, dass Freiheit und Eigeninitiative auch der Gemeinschaft nutzen -  Guido Westerwelle habe das nicht geschafft.

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Eindeutig skeptischer ist die optisch sehr nüchterne Augsburger Allgemeine Zeitung: "Der Ton macht die Musik, aber noch keine bessere Politik", lautet der Kommentar zum Wechsel von Westerwelle zu Rösler. Für die FDP sei es jedenfalls "Chance und Risiko" zugleich, dass Phillipp Rösler als Liberaler keine Angst vor dem Wort "Solidarität" habe.

Titelseiten: meedia.de

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Quelle: Screenshot: sprengsatz.de

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Auch in den Politik-Blogs ist "der Neue" an der künftigen FDP-Spitze Thema: Die FDP habe "nur die Verlierer neu sortiert", urteilt Politikberater Michael Spreng auf seiner Seite. Der "Leichtmatrose" Rösler, zugleich größtes Talent, sei in zwei Jobs zum Scheitern verurteilt - als FDP-Chef "eingekeilt" zwischen Brüderle und Westerwelle und als Gesundheitsminister ohne gute Nachrichten. "Verständlich", findet Spreng es, wenn die Kanzlerin bei der Bundestagswahl 2013 da eher an die Grünen denkt.

© sueddeutsche.de/isch
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