"Die Discounter" auf Amazon Prime:Sonderangebot

Lesezeit: 2 min

Großartig: Marc Hosemann als abgehalfterter Filialleiter Thorsten in Christian Ulmens "Die Discounter" auf Amazon Prime. (Foto: 2021 Amazon.com)

Die Mockumentary "Die Discounter" von Christian Ulmen bringt Stromberg in den Supermarkt. Über deutsche Comedy der guten Sorte.

Von Aurelie von Blazekovic

Der Supermarkt als Arbeitsumfeld ist das ideale Setting für Comedy, das weiß jeder, der schon mal in einem gearbeitet hat. Größenwahnsinnige Filialleiter, penible Azubis, stolzes Kassenpersonal und bocklose Studenten, die sich was dazuverdienen wollen. Alles findet sich auch in der Mockumentary Die Discounter bei Feinkost Kolinski in Hamburg-Altona, seit zwanzig Jahren das Herrschaftsgebiet des abgehalfterten Filialleiters Thorsten, großartig besetzt mit Marc Hosemann. Thorsten mobbt seine Mitarbeiter wo möglich, und kommt vor der Kolinski-Chefin auch nur wegen seiner gewissenhaften Stellvertreterin, der 23-jährigen Pina (Klara Lange), durch.

Die Parallelen zu Stromberg sind klar, dem Arschloch-Chef von der Versicherungsfirma Capitol Versicherung AG, der seinen Ursprung bei der britischen Originalversion The Office von Ricky Gervais hat. Die Büro-Comedy im Stil einer Langzeitdokumentation, die Figuren schauen deshalb zwischendurch ertappt in die Kamera, hat sich seither etabliert und einige tolle Ableger gefunden. In den USA etwa Parks and Recreation, eine Serie über die sehr engagierte stellvertretende Leiterin eines Grünflächenamts mit und von Amy Poehler.

Auch Die Discounter, produziert von Christian Ulmen, ist keine originale Idee, sondern basiert auf der niederländischen Supermarkt-Serie Vakkenvullers. In neun 15-minütigen Episoden (die zehnte zeigt ein Making-of der Serie) folgt Die Discounter einem überzeugenden Cast, darunter die sehr lustige Rapperin Nura als Kassiererin Flora, Merlin Sandmeyer als schüchterner Security-Beauftragter Jonas und der neue Mitarbeiter Titus, gespielt von Bruno Alexander, der gemeinsam mit den Zwillingsbrüdern Oskar und Emil Belton, alle 22, auch für Regie und Drehbuch verantwortlich ist.

Dank Ulmens Starpower taucht in der Serie auch Fahri Yardim als Supermarktkunde auf. (Foto: 2021 Amazon.com)

Dank Ulmens Starpower tauchen in der Serie auch Fahri Yardım und Musiker Peter Fox als Supermarktkunden auf. Der Cast ist teilweise improvisiert, und die lustigsten Stellen der Serie sind wohl immer diese spontanen Momente zwischen den Schauspielern. Schon eher vom Drehbuch vorgegeben wirken die sehr vielen Ficki-Ficki-Pointen, weil bei Feinkost Kolinski fast jeder mal mit jedem muss. Jungshumor könnte man dazu sagen, und das ist okay, aber auch wirklich nichts Neues.

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Die Discounter ist trotzdem deutsche Comedy der guten Sorte. Aber weil die Serie sich stark an den internationalen Formaten anlehnt, muss sie sich an ihnen auch messen lassen, und da stinkt sie ab. Das Humorprinzip der Büro-Mockumentarys ist ja dieses: Die Figuren erzählen etwas über sich, aber die Kamera fängt Szenen ein, die das Gegenteil beweisen: Der Chef ist in Wirklichkeit ein hilfloser Depp, seine Assistentin hat zwar alles im Griff, aber keinen Plan, wer sie im Privaten eigentlich sein soll. Die Figuren sind dämlich, aber liebenswürdig, wie es in einer guten Welt eben so ist. Leider misslingt genau das Liebenswürdige in Die Discounter an etwas zu vielen Stellen. Charaktere verhalten sich ganz plötzlich so abgrundtief fies, dass man nicht weiß, über was oder wen man gerade eigentlich lachen soll. Arschlöcher sind eben nur lustig, wenn sie in Wirklichkeit gar keine sind.

Die Discounter , zehn Folgen, auf Amazon Prime.

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