DFB bestraft Pöbeleien gegen Schiedsrichter:Platzverweis für Radio-Kommentatoren

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Im Internet können Borussia-Dortmund-Fans die Partien ihres Vereins live verfolgen. Doch nun haben sich die Kommentatoren im Fanradio zu harten Beschimpfungen eines Schiedsrichters hinreißen lassen - "Korinthenkacker" war noch eine der harmloseren Schmähungen. Nun greift der DFB durch.

Carsten Janke

Auch im Internetradio sollte man nicht pöbeln. Weil sie es trotzdem getan haben, bestraft der Deutsche Fußball-Bund nun die Live-Kommentatoren Boris Rupert und Norbert Dickel vom Fanradio des Bundesligisten Borussia Dortmund. Sie hatten im Spiel des Deutschen Meisters in Leverkusen am vierten Spieltag ihren Emotionen freien Lauf gelassen.

Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte schon Schwierigkeiten, sich auf dem Platz zu behaupten. Abseits des Platzes ging das Stänkern jedoch weiter - im Fanradio. (Foto: dpa)

Während sie eine Rote Karte gegen einen gegnerischen Spieler noch mit "richtig so, da gibt's keine zwei Meinungen" goutierten, kippte ihre Stimmung in der zweiten Hälfte des Spiels. Eine Rote Karte gegen Mario Götze vom BVB kommentierte Dickel mit: "Das ist doch lächerlich, Stark. Du Blinder, Mensch! Das ist eine Frechheit." Als Schiedsrichter Wolfgang Stark dann ein umstrittenes Tor nicht gelten ließ, legte Boris Rupert los: "Wolfgang Stark, das gibt's doch gar nicht. Du Arschloch ... Das ist doch nicht mehr wahr, Wolfgang Stark ... Was dieser Mann sich zusammenpfeifen darf, dieser Korinthenkacker vor dem Herrn."

Derartige Unsportlichkeiten drangen schließlich auch zu den Liga-Oberen des DFB durch - mit harten Konsequenzen. Da die beiden das Spiel nicht als unabhängige Journalisten kommentierten, sondern als Angestellte beim Fanradio des Vereins Borussia Dortmund, wurde der Verband tätig. Das Verfahren vor dem zuständigen DFB-Kontrollausschuss wurde gegen eine Geldstrafe eingestellt. Dickel muss 2500 Euro, Rupert 1000 Euro an die DFB-Stiftung Egidius Braun bezahlen. Außerdem muss Rupert, der auch Stadionsprecher in Dortmund ist, nun zwei Spiele aussetzen. Der so Bestrafte zeigte sich gegenüber den Ruhr-Nachrichten bereits reumütig: "Solche Worte, die in Leverkusen gefallen sind, darf man vielleicht auf der Tribüne denken oder zu seinem Nebenmann sagen, allerdings sollte man sie nicht ins Mikro schreien." Späte Erkenntnis.

Etwas mehr Understatement

Fanradios sind Internetprogramme, die von den Vereinen organisiert werden. Sie bieten über das Internet eine Live-Berichterstattung aus Fan-Perspektive, besonders, wenn ein Spiel nicht im Free-TV läuft. Dass sie in der Kommentierung bewusst Partei ergreifen, macht sie bei den Fans besonders beliebt. Da beide Kommentatoren beim Verein Borussia Dortmund angestellt sind und das Fanradio vom Verein betrieben wird, wurden die Kommentare der beiden als Äußerungen offizieller Vereinsmitglieder eingestuft und verstießen damit gegen Vorschriften, wie sie auch für Trainer oder Manager gelten.

Dortmunds Trainer Klopp hatte damals nach dem Spiel über die Leistung von Schiedsrichter Stark gesagt: "Er ist wahrscheinlich nicht Weltklasse gewesen." Etwas mehr von diesem Understatement hätte wahrscheinlich auch Rupert und Dickel gut getan.

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