Dass die schwäbische Meerjungfrau die Wahl zu "Deutschlands schönster Frau" nicht gewinnen kann, steht bereits fest, bevor sie auch nur einen Schlag mit ihrer glitzernden Flosse getan hat. Alexandra sagt in die Kamera: "Ich bin 37, von Beruf Meerjungfrau und ein bisschen bescheuert." Dann springt sie mit Bikini-Oberteil und Flosse in den Pool, die Kamera zoomt auf ihr Dekolleté. Ein paar Sekunden später korrigiert sich die rothaarige Schwäbin. "Eher Pottwal als Meerjungfrau".
Guido Maria Kretschmer ficht das nicht an. "Manchmal sind Fische ja auch etwas größer", sagt der Designer grinsend. "Alex ist eher Rollmöpschen mit Schwänzchen dran." Aber: "Ich finde es schön, wenn man im Leben was gefunden hat, was einem gefällt." Doch passt die Schwäbin mit der Rubens-Figur und den langen roten Haaren auf ein Werbeplakat für Unterwäsche? Nein. Natürlich nicht. Darin sind sich die 19 anderen Kandidatinnen einig.
Die "innerne Schönheit, ihre Stärke" sind entscheidend
Dabei sollen gängige Schönheitsideale eigentlich keine große Rolle bei der Auswahl von "Deutschlands schönster Frau" spielen. Eigentlich sollte es darum gehen, dass jede Frau auf ihre Art schön ist. Oder so. Und doch zeigt sich nach 75 Minuten: die Hölle, das sind in Guidos neuer Show die anderen Kandidatinnen.
Angekündigt hatte der Designer aus dem westfälischen Münster nicht weniger als eine Revolution. "Es ist die Zeit gekommen, die wahre Schönheit deutscher Frauen zu entdecken", sagt Kretschmer zu Beginn der Sendung. Nicht das Äußere einer Frau sei entscheidend, sondern "ihre innere Schönheit, ihre Stärke". Die Siegerin der Show solle zur "Botschafterin einer neuen Generation von Frauen in Deutschland" werden. Und zwar als Gesicht einer Unterwäschekampagne. Spätestens jetzt werden Feministinnen längst den Fernseher ausgeschaltet haben.
Ein bisschen wie beim Bachelor: Damenrunde auf Designersofa in Villa, hier allerdings bei Deutschlands schönste Frau.
(Foto: RTL/Ralf Jürgens)20 Frauen hat Kretschmer in eine Villa nach Mallorca eingeladen
Kretschmer hat sich in den vergangenen Jahren eine große Fangemeinde durch seine unterhaltsame Kommentierung in dem Format Shopping Queen aufgebaut, wobei er stets perfekt die Rolle des nett-ironischen Beobachters verkörpert. Doch nun plante Kretschmer, so schien es, Moderator einer vor allem menschlichen Casting-Show sein zu wollen. "Deutschlands schönste Frau sollte vor allem Herz haben." Exakt das muss der Grund sein, warum zu Beginn der Sendung vor allem zweierlei gefilmt wird: Brüste und Tränen.
20 Frauen hat Kretschmer in eine Villa nach Mallorca eingeladen - dünne und ein bisschen kräftigere, blonde und brünette, langhaarige und kurzhaarige. Die tätowierte Sina ist mit 21 Jahren die jüngste Teilnehmerin, die platinblonde Rita mit 65 Jahren die älteste.
Zu gewinnen gibt es unter anderem eine Werbekampagne mit dem deutschen Unterwäschehersteller Triumph. "Welche Frau träumt nicht davon, auf einem Plakat zu sein?", fragt Kretschmer und verkörpert in diesem Moment die nette Version der Germanys Next Topmodel-Jurorin Heidi Klum, die von heute an wieder über das Schicksal junger Nachwuchsmodels entscheidet. Doch während den "GNTM"-Teilnehmerinnen von Klum stets mantraartig der Sinn und Zweck ihrer Teilnahme an der Sendung in Erinnerung gerufen wird ("Nur eine kann auf das Cover der deutschen Cosmopolitan"), schafft es Kretschmer nicht, mit Konzept durch die Sendung zu führen. Der 49-Jährige ist in der Rolle des Beobachters besser.