Süddeutsche Zeitung

Deutscher Presserat:Papst-Cover ruft Beschwerdewelle hervor

Das "Titanic"-Titelbild zu Papst Benedikt XVI. und Homophobie in der "Bild"-Zeitung: Diese Themen riefen in diesem Jahr die meisten Leser-Beschwerden beim Presserat hervor. Auf seiner Jahres-Pressekonferenz kritisierte das Gremium außerdem den Umgang von Journalisten mit sozialen Netzwerken.

Die meisten der Beschwerden, die beim Deutschen Presserat im Jahr 2012 bislang eingegangen sind, betreffen das umstrittene Papst-Cover der Satire-Zeitschrift Titanic. Das teilte das Gremium auf seiner Jahres-Pressekonferenz in Berlin mit. Demnach beschwerten sich rund 180 Leser über das Titelbild, auf dem das Kirchenoberhaupt mit befleckter Soutane zu sehen ist. Nächste Woche soll sich ein Beschwerdeausschuss mit dem Thema befassen.

Eine weitere Beschwerdewelle erreichte den Presserat nach der Kolumne "Post von Wagner" zum Thema Homo-Ehe des Bild-Journalisten Franz Josef Wagner. In dem Text hieß es, Homosexuelle bekämen "biologisch" keine Kinder und seien früher in Deutschland zu Gefängnis verurteilt worden. 70 Leser protestierten daraufhin gegen Wagners Äußerungen.

Neben den Beschwerden zum Papst und zu Gaddafi macht die Konferenz auch die Spruchpraxis des vergangenen Jahres zur Berichterstattung über die NSU-Morde zum Thema. An den Berichten über die Zwickauer Terrorzelle störten sich im vergangenen Jahr 17 Leser. Der Presserat wies die Beschwerden jedoch als unbegründet ab.

Außerdem beleuchtete der Presserat den Umgang mit sozialen Netzwerken im Journalismus kritisch. "Soziale Netzwerke sind kein Selbstbedienungsladen", sagte die Sprecherin des Presserats, Ursula Ernst. Der Presserat erhalte immer öfter Beschwerden, weil sich Journalisten an Fotos und persönlichen Informationen der Nutzer bedienen. So sprach der Presserat eine nicht-öffentliche Rüge aus, nachdem eine Zeitung zu einem tödlichen Unfall ein Urlaubsfoto des Opfers aus Facebook abdruckte - zum Entsetzen der Eltern.

Im Jahr 2011 war die Zahl der Beschwerden zunächst gesunken. Laut Presserat lag dies daran, dass es nur ein Thema gab, das große Wellen schlug, nämlich die Berichte zum toten libyschen Diktator Gaddafi. Für das Jahr 2012 erwartet der Presserat hingegen wieder einen Anstieg. Die Beschwerden steigen seit Jahren insgesamt seit Jahren tendenziell an.

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