Deutsche Journalisten in Iran:Haft für die Pressefreiheit

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Auch weil Irans Mächtige zur eigenen Legitimierung Feindbilder pflegen, sperren sie Journalisten ein.

Kurt Kister

Seit dem 10. Oktober 2010 sitzen zwei deutsche Journalisten in Iran im Gefängnis. Die Männer sind bei der Bild am Sonntag beschäftigt, also beim Springer-Verlag. Das aber tut in diesem Fall nichts zur Sache, sie könnten genauso gut für die taz, den Norddeutschen Rundfunk oder die Süddeutsche Zeitung arbeiten.

Die Reporter haben das versucht, was Journalisten in autoritär regierten Staaten immer wieder versuchen: Sie haben den einschlägigen Knebelgesetzen zuwidergehandelt und recherchiert, um öffentlich zu machen, was Zensoren, Gedankenpolizisten und als Politiker getarnte Gefängniswärter unter der Decke halten wollen.

Die Journalisten wollten Angehörige einer wegen Mordes und Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilten Iranerin interviewen. Dies kostete sie ihre Freiheit. Gewiss, in Iran sitzen Zehntausende Iraner, darunter viele Journalisten, aus politischen Gründen im Gefängnis. Es wird gefoltert und es ergehen Todesurteile.

Im Vergleich zum durchschnittlichen Teheraner Dissidenten, der bei einer Demonstration gegen die mutmaßlich manipulierte Wahl verhaftet worden ist, geht es den beiden Deutschen relativ gut. Sie werden nicht gehängt werden, sondern früher oder später ausreisen dürfen, vielleicht nachdem Geld geflossen ist - manche großen und die meisten kleinen Despoten sind käuflich.

Es wird wohl eine Entschuldigung von Seiten des Verlages geben und etliche der eleganten, im persönlichen Gespräch freundlichen Herren aus dem Teheraner Außenministerium werden lächelnd die Schultern zucken: Ja, wenn es nach ihnen gegangen wäre ...

Als Reporter, der in einem dieser Gefängnisstaaten mehr oder weniger verdeckt recherchiert, kennt man die Gefahr. Wenn aber alle das Recherchieren deswegen unterlassen, dann erfüllt sich das Kalkül der Öffentlichkeitsverhinderer. Je weniger souverän ein Staat ist, je mehr die Legitimation seiner Herrschenden auf der Pflege von Feindbildern beruht, desto schärfer sind seine Pressegesetze.

Nichts gegen Akkreditierungen, staatliche Pressezentren oder mal plumpe, mal nützliche Betreuungsversuche von Informationsbehörden oder Presseämtern. Aber alles gegen Einreiseverbote, Vor- und Nachzensur oder gar Verhaftungen und Gewalt.

Sicher gibt es auch unter Journalisten etliche Windbeutel und Skandalisierer. Aber selbst die sind vom Grundrecht auf Meinungs- und Pressefreiheit geschützt.

Iran möchte in der Nuklearpolitik oder anderen heiklen Fragen gerne mit Respekt behandelt werden. Dies fällt unter anderem deswegen so schwer, weil Steinigungen und die massenhafte Missachtung elementarer Grundrechte alles andere als respektgebietend sind.

Wer zudem Schriftsteller, Filmemacher und auch Journalisten einsperrt, weil sie in unliebsamen Bahnen denken und arbeiten, der will auch Gedanken, Gefühle, Sehnsüchte töten. Das ist keines Menschen würdig.

© SZ vom 01.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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