"Der Preis des Todes" im Bayerischen Fernsehen:Weinen lernen

Der Preis des Todes

Cathy (Patricia Kaas) ist wie in Trance einem Polizeieinsatz gefolgt und steht nun am Tatort. Der Zugang wird ihr verwehrt.

(Foto: Laurent Denis/Bernard Barbereau)

Ein Mordfall ohne Wo-waren-Sie-gestern-Fragen und ohne sich ankeifende Kommissare: Patricia Kaas spielt in dem Drama "Der Preis des Todes" die traumatisierte Mutter einer ermordeten Frau. Heulend und schreiend versucht sie, ihre Trauer zu verarbeiten.

Von Katharina Riehl

Vielleicht ist Eva Chartiez nicht einmal mehr 20 Jahre alt geworden, am Morgen ihres Geburtstages jedenfalls liegt sie zu Tode geprügelt auf einem Feld. Sie liegt dort längst, als ihre Mutter den blank polierten roten Kleinwagen, Evas Geschenk, in der Garage versteckt, die Torte auf den Tisch stellt und die neuen Autoschlüssel in einer Schokokugel versteckt. Als sie ein Fest vorbereitet, das niemand mehr feiern wird.

Es sind Bilder von versäumten Tagen, mit denen der französische Fernsehfilm "Assassinée" beginnt. Ein Film, der auf Deutsch den selten dämlichen Titel "Der Preis des Todes" trägt, wo man doch irgendwie ahnt, dass der Preis der Todes immer das Leben ist. "Assassinée" aber erzählt ungewöhnlich vom Tod einer jungen Frau, ohne Wo-waren-Sie-gestern-Fragen und ohne sich ankeifende Kommissare. Das ganze Drama dieses Todes wird streng aus der Perspektive der zerstörten Familie erzählt, meist aus der Perspektive der Mutter. Und die spielt Patricia Kaas.

Man kann Patricia Kaas, die Chanson-Sängerin aus Lothringen mit der rauchigen Stimme, an einem Oktobertag in ihrem russischen Hotelzimmer anrufen. Sie ist gerade auf Tournee, seit vielen Monaten schon.

"Assassinée" ist nicht der erste Film, den sie gedreht hat, aber der erste seit vielen Jahren. Sie sei ja auch keine Schauspielerin, sagt sie. Für die Rolle der Cathy Chartiez wollte man sie aber unbedingt haben, sagt sie - nachdem sie im Fernsehen über ihr Leben gesprochen hatte. "So ehrlich wie ich darüber spreche", habe der Regisseur gesagt, "sollte ich auch diese Rolle spielen."

Zwei Monate hat es dann noch gedauert, bis sie überzeugt war. Man muss dazu vielleicht wissen, dass Patricia Kaas schon oft und in vielen Interviews über die finsteren Momente in ihrem Leben gesprochen hat. Ihre Mutter starb sehr früh, das hat sie geprägt, ihre Lieder sind nie besonders heiter gewesen. Im Grunde war es wohl so, dass Regisseur und Produzent die Sängerin Patricia Kaas für trauergeübt genug hielten, die Rolle einer verzweifelten Mutter zu spielen.

Ein unbekanntes Leben

Cathy Chartiez ist keine einfache Rolle. Sie schreit, sie heult, sie stürzt durch den Film, der in seinen matten Farben auch ganz anders aussieht als klassisches deutsches Krimifernsehen.

Ein bisschen erinnert "Assassinée" an die dänische Serie "Kommissarin Lund", die den Mord an einer jungen Frau über zehn Folgen hinweg aufklären ließ und deshalb neben den Ermittlungen der Polizei von Kopenhagen auch genügend Zeit hatte, auf die Familie des Opfers zu blicken.

Die Geschichten ähneln sich auch darin, wie beide Familien nach und nach Details aus dem Leben der Ermordeten erfahren, die sich abseits des wohligen Kokons des Elternhauses ein unbekanntes Leben geschaffen hatten.

Patricia Kaas sagt, sie habe sich die Rolle zunächst nicht zugetraut. Sie schloss sich wochenlang in ein Hotelzimmer ein, alleine und weit weg von ihrem gewohnten Umfeld. "Ich bin kein Mensch, der oft weint", sagt sie, auch wenn das ja manchmal helfen könne. Sie begann, fünf-, sechsmal am Tag das Violinenthema aus "Schindlers Liste" zu hören. Irgendwann, sagt sie, konnte sie sofort weinen, wenn sie es hörte. Beim Dreh kam die Musik aus Kopfhörern, wenn es darauf ankam. Und Patricia Kaas lernte weinen.

Der Preis des Todes, Bayerisches Fernsehen, 20.15 Uhr.

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