Amazon-Prime-Serie "Hohlbeins - Der Greif":Gruselige Parallelwelt

Lesezeit: 2 min

Auf der Flucht vor finsteren Mächten: Mark (Jeremias Meyer, M.) und seine Helfer. (Foto: Gordon Timpen)

Amazon Prime hat den Fantasy-Bestseller "Der Greif" als Serie adaptiert. Die aufwändige Produktion schwächelt, aber überzeugt in Ästhetik und bei den Effekten.

Von Livia Sarai Lergenmüller

Mark hat eine bewegte Familiengeschichte: Als kleiner Junge musste er mit ansehen, wie sein Vater in einem selbst gelegten Feuer ums Leben kam. Er galt als verrückt, von Halluzinationen besessen. Als Mark zu seinem 16. Geburtstag von seinem Bruder ein mysteriöses Buch erhält, entdeckt er, dass sein Vater vielleicht doch nicht so verrückt war. Denn hinter dem Buch verbirgt sich eine geheime Welt: Der Schwarze Turm. Dort herrscht der Greif, ein Monster, das alle anderen Lebewesen in einem Schreckensregime als Sklaven hält. Eigentlich hat Mark (Jeremias Meyer) gar keine Lust auf die Heldenrolle. Doch als sein Bruder verschwindet, muss er handeln.

Die Fantasy-Serie Hohlbeins - Der Greif von Amazon Prime adaptiert den gleichnamigen Bestseller-Roman von Wolfgang und Heike Hohlbein von 1989. Für den Sechsteiler wurde das Setting ins Jahr 1995 versetzt. Dadurch mutet die Serie mit ihren Overhead-Projektoren, Schreibmaschinen und Nirvana-Platten ein wenig wie das deutsche Stranger Things an .

Ein Prestige-Projekt, das für eine deutsche Produktion erstaunlich gut aussieht

Fantasyfilme aus deutscher Produktion? Das ist eigentlich nicht gerade ein Verkaufsargument. Tatsächlich aber hat sich Amazon Prime bei dieser, als Prestige-Projekt angedachten Fantasy-Adaption nicht lumpen lassen. Die felsige Kulisse, das steinerne Kreaturen-Design und die Effekte sind, gerade für eine deutsche Produktion, erstaunlich gut, vielleicht sogar das gelungenste an der Serie.

Abseits davon weist die Serie jedoch einige Mängel auf. Die Rollen sind klischeehaft geschrieben - die vernachlässigte Schöne aus reichem Hause, der Außenseiter mit Tiefgang, die Neue an der Schule, die die "coolen Kids" verurteilt. Ihre Konflikte werden angerissen, jedoch nicht wirklich durchdrungen und schaffen es nicht, sich nahtlos mit der gruseligen Parallelwelt zu verbinden. Während die Serie gerade in den Fantasy-Szenen überraschend brutal daherkommt, verfällt sie in der realen Welt schnell in einen überzogenen Teenie-Film-Kitsch. Vor allem die Dialoge wirken darin oft unnatürlich, einzig für das Vorantreiben des Plots geschrieben.

Leider schwächelt auch das Cast: Gerade den jungen Schauspielern gelingt es nicht, ihre Konflikte glaubhaft zu vermitteln. Getragen wird die Serie eher durch die Erwachsenen in den Nebenrolle wie Sabine Timoteo, die als Marks Mutter ihre Zweifel und Ängste sehr greifbar verkörpert.

Bei Hohlbeins - Der Greif vermischt sich Coming-of-Age-Serie mit gruseligem Fantasy. Ein deutsches Stranger Things ist daraus allerdings nicht entstanden. Bleibt zu hoffen, dass sie zumindest ein Türöffner für weitere Verfilmungen aus der bisher fast unangetasteten deutschen Fantasy-Literatur wird.

Hohlsbeins - Der Greif, auf Amazon Prime

Serienempfehlungen der SZ finden Sie hier .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDialoge in "Succession"
:Brandheiße Luft

Fluchen wie Logan Roy, Stammeln wie Ken und Rom: "Succession" ist so genial, weil die Figuren so reden, wie sie reden. Ein Lob des Dialogs - für den in der US-Serie ein Brite verantwortlich zeichnet.

Von Alexander Menden

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: