"Der Bankraub" im ZDF:Erklärfilm mit Banker-Bullshitbingo

"Der Bankraub" im ZDF

Heile ist die Vater-Sohn-Welt nur auf dem Sportplatz: Sohn Martin (Franz Dinda, links) und Vater Werner (Joachim Król) haben schwerwiegende Differenzen.

(Foto: ZDF und © ZDF/Bavaria Fernsehpr)

"Der Bankraub" erzählt den Finanzcrash als Vater-Sohn-Krise. Am Ende ist nicht klar, ob die Macher ihren eigenen holzschnittartigen Vorstellungen aufgesessen sind - oder eine Persiflage drehen wollten.

TV-Kritik von Lea Hampel

Im Jahr 2009 standen vor deutschen Banken Hunderte Rentner mit Plakaten. Darauf stand "Vertrau keiner Bank, die macht den Sparer krank und sein Konto blank". Sie hatten ihre Altersvorsorge verloren und waren im deutschen Alltag das beängstigendste Symbol der globalen Finanzkrise.

Vermutlich hatte Drehbuchautor Martin Rauhaus Menschen wie sie im Sinn, als er fürs ZDF Der Bankraub schrieb. Im Jahr acht nach der Lehman-Pleite sind diese Schicksale Teil der vielen medialen Anläufe, zu erklären, was damals geschah, auf dem US-Häusermarkt, im internationalen Finanzwesen. Die Krise ist ideales Geschichtenmaterial, doch alle stehen vor dem gleichen Dilemma: Wie erklärt man eine Welt, die selbst manche, die daran teilhaben, nicht begreifen? Wie erzählt man von Bankern, ohne mit Begriffen wie "Credit Default Swaps" zu langweilen?

Der Bankraub (Regie: Urs Egger) verlegt den Klassenkampf in eine Familie. Nachwuchsbanker Martin Kreye (Franz Dinda, Foto links) macht Karriere, landet in New York, verhebt sich an Immobiliengeschäften. Dagegengeschnitten die Eltern daheim: Vater Werner (Joachim Król, Foto rechts), Arbeiter, SPD-Anhänger, lässt sich vom Bankberater für die Altersvorsorge zu windigen Geschäften überreden und leidet am Ende unter der Krise wie der Sohn.

Realität oder bewusste Persiflage?

So weit, so verständlich. Aber: Zu erklären, wie ein riskantes System über Jahre funktionierte, ohne dass kluge Menschen widersprachen, geht nun mal nicht ohne "Credit Default Swaps". Genau da wird es schwierig: Börsengeschichte und Fachbegriffe werden in Kurzreferate verpackt - etwa, wenn Martins Chef (schaurig schmierig: Justus von Dohnányi) einen Parforceritt durch die Wall-Street-Geschichte absolviert. Dazu Bilder, die unsere Vorstellung der Finanzwelt seit Wall Street und American Psycho prägen - schicke Anzüge, Bleistiftrock-Frauen, Loftwohnungen - und Sprüche aus einer Art Banker-Bullshitbingo: "Risiko ist die Verantwortung, Risiko ist Überleben", "Geld muss arbeiten, das tun Sie ja schließlich auch".

Am Ende ist nicht klar, ob das der Realität oder den holzschnittartigen Vorstellungen der Macher entspricht oder bewusste Persiflage ist.

So schwarz-weiß das Bild, die vollständige Trennung in "amerikanische Bankster" und die "guten Sparer" bleibt erfreulicherweise aus - der Kunde, der nicht genug nachgefragt hat, weil die Rendite gut oder die Verzweiflung groß war, gehört zur Wahrheit wie systemblinde Experten. Und so spart sich der Film auch den üblichen Börsenfilm-Schluss, der besagt: Die Rally geht schon wieder los. Den zweiten Teil der Volkshochschule überlässt er der Dokumentation im Anschluss.

Der Bankraub, ZDF, 20.15 Uhr.

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