"Der Bachelor" auf RTL:Sie zogen aus, um C-Promis zu werden

Bachelor Oliver Sanne und Liz

Liz will Klarheit vom "Bachelor". Und vielleicht einen Job.

(Foto: RTL)

Für den schnellen Ruhm sind die Teilnehmer der RTL-Datingshow "Der Bachelor" bereit, alles über sich ergehen zu lassen. Sie übersehen dabei aber das Offensichtliche: Das Format kennt nur Verlierer.

Von Felix Reek

Natürlich sucht er "die große Liebe", "die Eine", das ist es schließlich, worum es in Der Bachelor gehen soll. Seit Wochen spult Oliver Sanne, der in der fünften Staffel des RTL-Formats die Rosen verteilt, seine Floskeln ab. Am Mittwochabend muss er sich im Finale zwischen Krankenschwester Liz und der Steuerfachangestellten Carolin entscheiden. Auf welche Frau seine Wahl fällt, ist allerdings ziemlich egal. Wenig später wird die Boulevardpresse melden, dass sich das Paar bereits getrennt hat.

Denn die große Liebe findet keiner der Teilnehmer des Bachelor. Aber das ist auch nicht der eigentliche Zweck der RTL-Show. Sie ist ein Karrieresprungbrett. Nicht ohne Grund tauchen in der Liste der Kandidatinnen die immer gleichen Schlagwörter auf: "Model", "Moderatorin" oder "Miss XY". In der aktuellen Staffel treten unter anderem ein Playmate, eine deutsche Salsa-Meisterin, Miss Südtirol 2009 und drei Models an.

Sie alle suchen den schnellen Ruhm oder den entscheidenden Jobkick. Moderatorin Susanne Schöne, die 2014 beinahe selbst als Die Bachelorette angetreten wäre, kurz vorher aber absagte, erklärt im Interview mit Süddeutsche.de, dass es kaum noch möglich sei, einen Job im Fernsehen zu bekommen, ohne über ein Reality-Format zu gehen. Ob man sein Metier vor der Kamera beherrsche, sei von geringer Bedeutung. Im Zweifelsfall buchten "die Leute lieber jemanden, der schlecht ist, aber berühmt".

Berühmt sein, das heißt in dem Fall: eine Handvoll Schlagzeilen in der Boulevardpresse oder einige tausend Facebook-Fans. Was früher ein Schimpfwort war, ist mittlerweile ein erstrebenswerter beruflicher Werdegang: C-Promi. Dafür ist man bereit, einiges zu ertragen.

Eitler Fatzke mit V-Ausschnitt

Die denkbar schlechteste Rolle in diesem als Reality-TV getarnten Laienschauspiel übernehmen der jeweilige Bachelor oder die Bachelorette. Sie bekommen die meiste Sendezeit im Tausch für die meiste Häme. Im richtigen Leben ist Oliver Sanne Fitnesstrainer, nebenbei emeritierter Mr. Germany. Genüsslich inszenierte ihn RTL in den letzten acht Wochen als eitlen Schärpenträger mit bis zum Bauchnabel ausgeschnittenen Oberteilen. Obwohl er mantra-artig herunterbetete, in dem Format eine ernsthafte Beziehung zu suchen, knutschte er sich dann doch durch eine Reihe von Kandidatinnen. Sympathisch geht anders.

Aber das soll der Bachelor gar nicht sein. Egal ob Marcel Maderitsch, Paul Janke, Jan Kralitschka, Christian Tews oder jetzt Oliver Sanne - sie haben nicht als Person, sondern als Fernsehfigur zu funktionieren. Und im Falle des Bachelors ist das immer ein aalglatter Typ mit Zahnpastalächeln aus dem Herrenunterwäsche-Katalog.

Mitleid muss der Zuschauer mit keinem der Teilnehmer und keiner der Teilnehmerinnen haben. Sie handeln, davon kann man nach fünf Staffeln ausgehen, durchaus berechnend. Bis zu einer Viertelmillion Euro könnten die Ex-Kandidaten mit Nachfolgeaufträgen verdienen, so Fast-"Bachelorette" Schöne.

Ohne Schlagzeilen keine Aufträge

Dumm nur, wenn das nicht klappt. Paul Janke, Bachelor der zweiten Staffel, jammerte bei seiner Teilnahme im vergangenen Promi Big Brother-Container, wie schwer es für ihn sei, in den Schlagzeilen zu bleiben. Für einen professionellen C-Promi ist das schließlich die einzige Konstante zur Ermittlung seines Marktwerts.

Seine Medienpräsenz hatte Janke in der Vergangenheit zu Auftritten in einer Daily Soap, bei diversen Reality-Formaten und einer eigenen Single verholfen. Bleiben die Schlagzeilen jedoch aus, schwindet die Bekanntheit. Ohne die gibt es keine weiteren Aufträge. Es droht aus Sicht der Protagonisten das schlimmste aller Schicksale: die Rückkehr in den eigentlichen Job. Im Falle von Janke: ins Marketing.

Oliver Sanne steht noch ganz am Beginn seiner Medienkarriere. Mit der Ausstrahlung des Finales speit ihn RTL in seinen ganz eigenen Verwertungskosmos: vom ersten zweifelhaften Ruhm als Bachelor über die üblichen TV-Formate des Senders bis hin zur öffentlichen Bestrafung im Dschungelcamp.

Sorgen muss man sich um Sanne trotzdem nicht machen. Es gibt wohl kaum ein Format, dass so gut auf den Status C-Promi vorbereitet wie Der Bachelor. Wer das überstanden hat, kann sich sicher sein: Schlimmer wird es nicht mehr.

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