Demo:Kalter Entzug

Laut Veranstalter "an die 300" Fans protestieren vor dem Kölner Dom gegen das für 2020 beschlossene Ende der "Lindenstraße". Sie sprechen über ihr Leben mit der Serie und tanzen zum Abschluss kurz den traditionellen Silvesterwalzer.

Von Hans Hoff

Die Samstagssonne strahlt um 14 Uhr auf den Kölner Dom und auf ein übersichtliches Grüppchen, das sich zu seinen Füßen eingefunden hat. "Lindenstraße darf nicht sterben", rufen die Menschen und halten Schilder hoch, auf denen sie fordern, dass die ARD bitte ihren Entschluss rückgängig machen möge, die Lindenstraße im Frühjahr 2020 einzustellen. "Es ist das erste Mal, dass Menschen für eine Fernsehserie auf die Straße gehen", sagt Andreas Sartorius. Er ist Sprecher der Initiative "Lindenstraße muss bleiben!", die sich vollmundig "Offizielle Protestbewegung" nennt. Die Zahl der bei Temperaturen knapp über null Grad herbeigeeilten Serienfans gibt Sartorius mit "an die 300" an. "Für kalt sind es viele Leute", sagt er. Auf einem Podest geben sich einige Redner das Mikrofon in die Hand. Manche erzählen von ihrer Geschichte mit der Lindenstraße, dass die Serie zu ihrem Leben gehört und dass sie sich ein solches ohne die Serie nur schwer vorstellen können. Ein SPD-Landtagsabgeordneter redet gar von Zensur durch die ARD und verspricht, das Aus im WDR-Rundfunkrat zu thematisieren.

Vom aktuellen Lindenstraße-Team ist keiner gekommen. "Wir sind begeistert von dem großen Engagement unserer Zuschauer, die sich mit Kreativität und Tatkraft für den Erhalt der Lindenstraße einsetze", heißt es auf Anfrage. Dann kommt aber doch noch eine Figur aus der Serie zur Demo. Franz Rampelmann spielt zwar schon seit zehn Jahren nicht mehr den Bösewicht Olaf Kling, aber auf der Demo ist er hochwillkommen und muss mit Fans für Selfies posieren. "Mein Anliegen ist es, den Fans noch mal Grüß Gott zu sagen", sagt er.

Dann noch ein Gedicht. "Das alles wollt ihr plötzlich uns nehmen / Ihr Verantwortlichen solltet euch schämen", heißt es darin. Schließlich wird kurz getanzt zum traditionellen Silvesterwalzer aus der Lindenstraße, und gegen 15.30 Uhr verstreuen sich die knapp 300 Protestler in alle eisigen Winde. Am 2. Februar wollen sie in München weiterdemonstrieren.

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