Gerade sind, ein Vierteljahrhundert nach dem Sieg bei der Tour de France, Jan-Ullrich-Festwochen in den deutschen Medien. Der Radprofi war in den späten Neunzigern einer der Besten, bevor er - verstrickt ins Dopingsystem - zum Paria wurde: geächtet von Medien und Fans, die ihm vorher gehuldigt hatten. Der Pedaleur Ullrich hat, was die Zauberkraft der Stimulanzien angeht, immer nur zugegeben, was eh bekannt war, aber zum Jubiläum jetzt sind sich viele Beobachter einig: Er, den sie Ulle nennen, hätte reinen Tisch machen sollen. Buße tun als Ausgleich für begangene Regelbrüche, freiwillig sein Gelbes Trikot zurückgeben - das hätte ihn erleichtert. Die vor aller Augen zelebrierte Reue, beziehungsweise das allgemeine Verlangen danach, ist ein Riesenthema in einer Gesellschaft, die für sich in Anspruch nimmt, jemandem vergeben zu wollen, sobald er sich bekennt. Aber dass die Öffentlichkeit mit einem reuigen Sünder gnädiger umginge als mit einem uneinsichtigen, ist natürlich erst mal nur eine Behauptung.
Pro Sieben:Buß- und Bettag im Reality-TV
Bei "Das große Promi-Büßen" entschuldigen sich C-, D- und Z-Stars für Vergehen, die sie für die Einschaltquote begangen haben. Was das über Reue und Buße lehrt.
Von Holger Gertz
Lesen Sie mehr zum Thema